Mental-Training für Kader-Athleten

Wer sich im Leistungssport durchsetzen will, muss absolut fit sein. Um an die Spitze zu kommen, muss aber auch der Geist stimmen, denn die Sportler bringen sich nicht nur physisch an die Grenzen, sie ringen auch mit sich selbst. Mentale Stärke ist mit das Wichtigste, um die Strapazen des Trainings, den Leistungsdruck und die Rückschläge zu meistern. Seit November vergangenen Jahres arbeitet der SC Potsdam deshalb mit Katja Seyffardt zusammen. Die Mental-Trainerin und Mediatorin unterstützt die Kader-Athleten bei der Wettkampfvorbereitung. Derzeit ist sie im Geher-Team und bei den Speerwerfern im Einsatz. Eine Ausweitung auf den Volleyball ist im Gespräch.

Seyffardt, die sich auf sportpsychologische Trainings und Coachings spezialisiert hat, hilft, die psychische Belastbarkeit zu verbessern und mentale Fähigkeiten zu stärken. Die 45-Jährige ist selbst Sportlerin: Sie taucht, läuft, macht Fitness und stürzt sich mit dem Fallschirm auf dem Rücken aus Flugzeugen, von Klippen und Gebäuden. „Ich habe selbst viele Ängste in Drucksituationen gehabt und Strategien entwickelt, damit umzugehen.” Mit 21 Jahren hat sie erstmals als Tauchlehrerassistentin auch anderen bei der Angstbewältigung geholfen. 2003 ließ sich die gelernte Hotelfachfrau, die jahrelang in den USA, Mittel- und Südamerika, Russland und in der Karibik als Chefflugbegleiterin, im Consulting oder beratend für Sportler tätig war, zur Psychologischen Beraterin ausbilden. Als solche hat sie Taucher, Fallschirmspringer, Leichtathleten und Marathonläufer betreut. „Es gibt Parallelen bei gewissen Ängsten und Blockaden, das Grundthema ist gleich. Nur der Kontext ist ein anderer.“

Bei Profi-Sportlern gehe es vor allem um Leistungsdruck, Ängste und Konkurrenzverhalten. „Aber die Bedürfnisse sind ganz unterschiedlich, das ist natürlich auch typbedingt“, sagt sie. „Oft gibt es Schwierigkeiten bei der klaren Zielsetzung. Hilfe brauchen viele Athleten zudem im Stressmanagement, im Umgang mit  Leistungsdruck, sie leiden unter Versagensängsten, oder Problemen, sich genau im richtigen Augenblick zu konzentrieren.“ Daneben spielen auch Blockaden und Motivationsverlust eine große Rolle, sowie fehlendes Selbstvertrauen nach Verletzungen oder Unfällen. Athleten müssen auch schlechter Leistungsform umgehen können. „Für Jüngere ist es zudem sehr einschüchternd, wenn sie plötzlich bei großen internationalen Wettkämpfen antreten müssen.“

Mit dem Mentaltraining ließen sich Blockaden lösen und Selbstsicherheit aufbauen. „Man kann eine Resilienz entwickeln, lernen, sich abzugrenzen. Es gibt Techniken und Methoden, sich besser zu fokussieren und selbstsicherer aufzutreten.“ Ein weiteres Feld ist die Mediation, die Konfliktbewältigung im Team, etwa bei Unstimmigkeiten zwischen Trainer und Athlet, Athlet und Athlet, Verein und Athlet oder Eltern und Athlet.

Wie lange sie mit einem Sportler arbeitet, richtet sich nach dem Thema: „Manche Themen sind in drei bis fünf Sitzungen abgehandelt. Andere brauchen länger.“ Die Athleten erlernen spezielle Mentaltechniken, die sie, wie auch im körperlichen Training, später alltäglich anwenden. „Es reicht also nicht, drei Wochen vor Olympia mal ein bisschen Mentaltraining zu machen.“ Das wichtigste bei ihrer Arbeit sei, dass die Gespräche absolut vertraulich behandelt würden. „Wenn ich Athleten unterstützen kann, ihren gewollten Weg zu gehen oder aus einem Tal wieder herauszukommen, ist das wunderbar. Das gibt einem eine Gänsehaut, da ist man voll dabei.“

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