Lehrstunde bei der deutschen Nationalmannschaft

Es war wie David gegen Goliath – nur dass in der Sporthalle keine Steine zu finden waren! Am Mittwoch vor dem WM-Auftakt in Riga am zweiten Adventswochenende hatte die Spielgemeinschaft Potsdam/Mellensee die Gelegenheit, ein Übungsspiel gegen die Länderauswahl zu absolvieren. Die Halle der Floorball-Piraten in Mellensee war gut besucht, schließlich kann man nicht alle Tage so viele professionelle Spieler gesammelt an einem Ort dabei beobachten, wie sie ihren Sport ausüben. Dementsprechend euphorisch hat sich die SG als Übungsgegner angeboten, welche selbst in der Regionalliga am Samstag gegen den Berliner FK antreten wird.

Nach einer kurzen Erwärmung ging es dann los: Team Deutschland gegen die Spielgemeinschaft Potsdam/Mellensee. Verstärkt wurden die Gastgeber aus Brandenburg durch Nationaltorhüter Mike Dietz, dessen Platz im Nationalteam durch den Potsdamer Goalie aufgefüllt wurde. Ziel des Nationalteams war die gnadenlose Umsetzung aller taktischen Vorgaben ihres Trainergespanns. Von Anfang an also war die SG stark unter Druck gesetzt und musste sehr dafür kämpfen, mehr als nur bewegliche Hütchen darzustellen. Dennoch spielte sich die Partie erwartungsgemäß ausschließlich in der Hälfte der Mannschaft von Mellensee und Potsdam ab, die sich sehr darum bemühte, sich und ihrem neuen Goalie möglichst oft Luft zu verschaffen. Dennoch vielen natürlich viele Tore, die die Zuschauer ins Staunen versetzten. Direktabnahmen aus der Luft, Passstafetten um und durch die gesamte Mannschaft der SG sowie die erbarmungslose Verwertung jedes zu lange im Slot gestoppten, aber nicht kontrollierten Balls zeichneten knapp die ersten 15 Minuten und damit das erste Drittel. Einzige Ausnahme bildete ein starkes Dribbling der SG, welches sogar zu einem Torschuss führte. Der ausgeruhte Gasttorhüter war wohl nach fast 15 Minuten Nichtstun zu überrascht, um den Schuss aus spitzen Winkel kontrolliert zu parieren und lies ihn direkt in den Slot abtropfen. Dieses Geschenk ließ sich ein mitgelaufener Potsdamer Stürmer nicht nehmen und netzte zum Ehrentreffer ein.

In der ersten Pause galt es dann für die Spielgemeinschaft Luft zu holen, denn stark pressende Nationalspieler und Seitenverschiebungen im gefühlten Sekundentakt lies selbst die ausdauerndsten Spieler aus Mellensee und Potsdam erschöpft vom Feld gehen. Trotz der hohen Führung der Nationalauswahl gab es ein paar positive Worte seitens des Goalies der deutschen Mannschaft, sowie einige taktische Hinweise. Nun hieß es Abschied nehmen: Mike Dietz verließ nach nur einem Drittel die SG und nahm wieder seinen gewohnten Platz im Tor bei den deutschen Herren ein. Auch der Potsdamer Goalie musste weichen, bei einer Bilanz von 50% gehaltenen Schüssen war eine Pause zum Überdenken der Situation wohl notwendig. Dafür kam der Torhüter aus Mellensee in den Kasten der Spielgemeinschaft. Im zweiten Drittel zog die deutsche Nationalmannschaft das Tempo noch einmal an – oder die Kräfte der Potsdamer und Mellenseer waren schon so erschöpft, dass das Spiel seitens des Nationalteams noch schneller wirkte. Trotz ungebrochenen Kampfeswillen und einigen wichtigen Saves des Torhüters fiel erneut Tor um Tor.

Um keine zu große Frustration aufkommen zu lassen wurde im dritten Drittel nochmals der immer noch völlig ausgeruhte Potsdamer Goalie zu seiner Mannschaft aufs Feld geschickt. Gleichzeitig schien sich auch der Spielplan des Nationalteams geändert zu haben. Anscheinend waren vorerst genügend Tore geschossen, die Torabschlüsse wurden verringert und dafür Pässe in den Vordergrund geschoben – gerne auch schwierige oder komplizierte, die dennoch die Mannschaft aus Mellensee und Potsdam stark herausforderten. Starke Pässe führen jedoch zwangsläufig zu hochgradigen Torchancen und so kam es, dass trotz ein paar gehaltenen Schüsse und weniger Torabschlüssen noch einige Tore für das Nationalteam erzielt wurden. Nach 45 Minuten Spielzeit hieß dann der Endstand 20:1 für die Länderauswahl.

Beim anschließenden Penaltyschießen konnten die fünf Schützen des deutschen Nationalteams noch einmal in ihre Trickkiste greifen und sorgten für vier Tore, die von abgeklärt bis spektakulär reichten. Nur beim letzten Schützen gelang es dem Goalie aus Potsdam die Körpertäuschung zu erkennen, sich lang zu machen und mit wenigstens einer guten Tat den Tag zu beenden. Die Schützen aus Potsdam und Mellensee zeigten bei ihren Penaltyschüssen eher ihre Nerven und so wurde neben verfehlten oder gehaltenen Schüssen auch der beste Versuch nicht als Tor anerkannt, da bei der Verschiebung des Goalies der Ball leicht nach hinten geführt wurde und somit der Treffer nicht regelkonform war.

Es bleibt zu hoffen, dass das Team aus Potsdam und Mellensee aus dieser Begegnung viel gelernt hat und im kommenden Spiel ebenso körperlich auslastend und hochkonzentriert in die Partie gehen wird. Im Vergleich zu der deutschen Nationalmannschaft wird jeder Gegner in der Regionalliga im Schneckentempo spielen, weshalb durchaus auch Selbstvertrauen aus diesem Übungsspiel genommen werden kann.

 

Wir wünschen allen Nationalspielern des deutschen Teams viel Erfolg bei der Floorball-WM 2016!

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