Olympia-Norm für Hagen Pohle, Titel für Nils Brembach

Der Potsdamer Geher Hagen Pohle hat sich am Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften über die 50 km den Vizemeistertitel geholt. Mit einer Zeit von 3:51:18h unterbot er die Deutsche Norm für die Olympischen Spiele in Rio 2016, die bei 3:52:00h liegt. Damit gilt er als potenzieller Kandidat für das Deutsche Geher-Team. Nils Brembach holte sich trotz eines muskulären Problems den Titel in der U23 über 30 km, mit einer Zeit von 2:17:59h,  33 Sekunden schneller als im Vorjahr. Brembach war gleichzeitig bei der 30 km- und der 50 km-Distanz gestartet und hatte ursprünglich die 50-km-Olympianorm anvisiert. Er brach jedoch vor der 40km-Marke das Rennen ab. Auch die Potsdamer Geher Christopher Linke und Nils Gloger hatten mit Infekten zu kämfen und beendeten ihre Rennen vorzeitig.

Der erst 23-Jährige Hagen Pohle gab im Rheinland-Pfälzischen Andernach sein Debüt in der längsten Gehdistanz. „Ich habe gehofft, dass sich das Training auszahlt. Ich bin ein Wettkampftyp, kann hier viel mehr umsetzen, als im Training“, so der Polizeimeister. Bis Kilometer 30 liefen die vier Potsdamer gemeinsam mit Carl Dohmann vom SCL Heel Baden-Baden, einem Polen und einem Italiener, sie wechselten sich in der Führungsarbeit ab. „Man muss sich ständig kontrollieren und zurück halten, um nicht zu schnell zu werden“, sagt Pohle. Nach einem Tief zwischen Kilometer 20 und 30 ging er flott voran und übernahm bei Kilometer 30 die Führungsarbeit: „Da merkte ich bald, dass die anderen zurück fielen.“ Die letzten 5 km waren eine Qual, sagt er, schlimmer als gedacht, „ich habe nur noch gezittert.“ Er wusste jedoch, dass er sich einen Puffer aufgebaut hatte, „das motiviert. Zum Schluss war es nur noch der Kopf“, so Pohle. „Im Endeffekt ist es gelaufen wie erhofft, härter, aber besser als gedacht.“

Teamkollege Nils Brembach war als Titelverteidiger angetreten: 3:54:47 Stunden ging er im Vorjahr bei seinem Debüt in Naumburg. Der U23-EM-Sechste (20 km) von 2015 wollte das Rennen als ersten Angriff auf die Olympianorm starten. Nach seinem Abbruch will er in der nächsten Saison nun das Limit für die 20-Kilometer-Distanz von 1:21:15h schaffen, sechs Sekunden unter Brembachs aktueller Bestzeit.

Auch den 26-jährigen Christopher Linke, der sich 2012 über die 50 km für Olympia in London qualifizierte und eine Bestzeit von 3:47:33h hält, zwang ein Infekt in die Knie: „Ich habe erst am Montag wieder so richtig das Training wieder aufgenommen. Ich wollte es einfach probieren, weil ich dafür sogar auf meinen Urlaub verzichtet habe. Aber 50 km sind 50 km – unglaublich hart und lang. Wenn man Olympia-Norm gehen will, muss man einfach 100 Prozent fit sein. Und ich habe insgeheim schon gedacht: mal sehen, wieweit ich komme“. Bis 30 km kam er gut mit, dann merkte er, dass die Beine nicht mehr locker waren, nach 36 km brach er ab: „Man kann ja abschätzen, ob man durchkommt oder nicht. Ich hätte wahrscheinlich gar nicht starten sollen, aber so konnte ich die anderen wenigstens über 30 km unterstützen.“ Ob er in der nächsten Saison neben der 20-km-Distanz auch noch einmal die 50 Kilometer in Angriff nimmt, ist derzeit noch offen.

Der 25-jährige Nils Christopher Gloger hatte die WM im August wegen Verletzungen verpasst. Kurz vor Andernach lag er nun eine Woche krank im Bett. Beim Rennen plagten ihn dann Magenprobleme und Übelkeit, das raubte die Kraft, nach 36 Kilometern hörte er auf. „Das ist natürlich schon enttäuschend. Ich wusste, dass es sehr hart werden würde, weil ich krank war, aber man geht natürlich schon mit einer gewissen Erwartung an den Start“, sagt Gloger. „Es wäre natürlich schön gewesen, die Norm gestern zu gehen, aber ich habe noch Zeit und werde alles versuchen.“

Deutscher Meister wurde Carl Dohmann vom SCL Heel Baden-Baden mit einer Zeit von 3:50:12h. In der Internationalen Wertung gewann der Italiener Federico Tontodonati vor Dohmann und Pohle. Allein die Erfüllung der Olympianorm bedeutet noch nicht automatisch die Teilnahme in Rio de Janeiro, denn nur drei deutsche Athleten dürfen dort an den Start gehen. Momentan erfüllen Hagen Pohle und Carl Dohmann die Norm. Die vier Geher vom SC Potsdam haben jetzt erst einmal zwei bis drei Wochen Pause. Danach beginnt die Vorbereitung für die neue Saison.

Fotos: RaceWalk Pictures / Philipp Pohle
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