Potsdamer Geher sind beeindruckt von großer EM-Kulisse

So viele Zuschauer hatten sie noch nie: Die Geher waren bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin begeistert von der riesigen Kulisse. Die Leute standen teilweise in Fünferreihen an der Strecke und machten einen Höllenlärm.

Berlin. Alarm am Berliner Breitscheidplatz sorgte am Samstagmorgen vor dem 20 Kilometer Gehen der Leichtathletik-Europameisterschaften kurz für Aufregung. Ein Gasleck auf dem einen Kilometer langen Rundkurs führte zu einem Feuerwehreinsatz und dazu, dass die Frauen schließlich knapp zwei Stunden später gemeinsam mit den Männern auf die Strecke gingen. Dort sorgte dann das Trio Christopher Linke, Nils Brembach und Hagen Pohle vom SC Potsdam gleich für Alarm und bestimmte immer wieder das Tempo an der Spitze vor einem dichtgedrängten Zuschauerspalier.

Nils Brembach wird starker EM-Fünfter

Doch am Ende jubelte nur Brembach, der mit einem starken Finish als Fünfter in Saisonbestzeit von 1:21:25 Stunden seinen bisher größten Erfolg feierte, während Mitfavorit Linke als 13. in 1:22:33 Stunden enttäuschte. Des einen Freud, des anderen Leid – und Pohle hatte irgendwie beides. Denn der 26-Jährige belegte in 1:21:35 Stunden einen passablen achten Platz, musste sich aber im Ziel mehrfach übergeben. „Ich habe die ganze Nacht davor kein Auge zugemacht wegen Magen-Darm-Problemen“, sagte der Polizist. Den Sieg sicherte sich der Spanier Alvaro Martin in 1:20:42 Stunden.

Linke, zuletzt Olympia- und WM-Fünfter, hatte keine Erklärung dafür, weshalb er ab Kilometer 15, als vorn die Post abging, den Anschluss verlor. Dabei trommelte und schrie sich seine riesige Fanschar aus der Heimatstadt Werder die Seele aus dem Hals. War am Ende der Erwartungsdruck zu groß? „Es war einfach nicht mein Tag“, meinte Linke. „Dabei habe ich mich gut gefühlt. Aber auf den ersten Kilometern haben alle nur auf mich geschaut. Ich bin mal langsamer, mal schneller gegangen, aber keiner kam vorbei. Ich bin sehr enttäuscht. Die Siegerzeit hätte ich locker draufgehabt, aber ich konnte es nicht zeigen.“ Der 29-Jährige gab zu: „Ab Kilometer 15 habe ich überlegt, auszusteigen. Aber das konnte ich vor dieser Kulisse nicht.“

Wahnsinnige Stimmung in der City

Auch Brembach war begeistert: „Man muss die Organisatoren loben. Es war eine Super-Idee, die Sportart zur Bevölkerung in die City zu bringen. Es war eine wahnsinnige Stimmung. Das habe ich beim Gehen noch nie erlebt.“ Natürlich war auch sein Familienfanclub aus Falkensee darunter. Zum Wettkampf erklärte der 25-Jährige: „Ich habe mir die Kräfte gut eingeteilt. Am Ende konnte ich noch mal ein paar Plätze gut machen. Ich habe die Zähne zusammen gebissen.“ Der kreidebleiche Pohle war ebenso voll des Lobes: „Das war das beste Rennen von der Stimmung her, was ich je erleben durfte.“

Die Frauen stimmten in den Jubelgesang ein. Emilia Lehmeyer (Berlin) schaffte in 1:32:36 Stunden ebenso eine persönliche Bestzeit wie Saskia Feige als 16. in 1:32:57 Stunden. Teresa Zurek (beide SC Potsdam) wurde in 1:35:58 Stunden 20. und meinte: „Die Fans haben uns ganz schön gepusht.“ Saskia Feige, die heute ihren 21. Geburtstag feiert, ergänzte: „Das war so laut, ein Wahnsinn. Dafür habe ich die Verspätung am Start verschmerzen können.“ Gold holte Maria Perez (Spanien) in 1:26:36 Stunden.

Von Peter Stein / MAZ

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