Speerwerfer Seifert kämpft um das EM-Ticket

Die deutschen Speerwerfer sind Weltspitze. Johannes Vetter Weltmeister, Thomas Röhler Olympiasieger – mehr geht nicht. Doch für die Leichtathletik-EM im August in Berlin sind drei Startplätze für den DLV zu vergeben. Bernhard Seifert vom SC Potsdam kämpft um sein Ticket in die Hauptstadt.

MAZ – Bernhard Seifert wird fast jeden Tag an seinen großen Traum erinnert. In der Wohnung des Speerwerfers vom SC Potsdam hängt die Startnummer mit seinem Namen vom Istaf 2017 im Berliner Olympiastadion an der Pinnwand. „Da will ich wieder hin“, sagt der 25-Jährige und meint damit die Leichtathletik-Europameisterschaften im August dieses Jahres.

Doch das ist viel schwerer getan als gesagt. Denn Seifert bewegt sich im Kampf um die nationale Qualifikation im Schatten des Weltmeisters und des Olympiasiegers. Sowohl Johannes Vetter als auch Thomas Röhler scheinen gesetzt. Der Offenburger Vetter, der 2017 den deutschen Rekord auf 94,44 Meter ausbaute, wuchtete den 800 Gramm schweren Speer in diesem Monat beim Winterwurf-Europacup gleich mal auf 92,70 Meter und setzte weltweit einen beeindruckenden Richtwert. Zum Vergleich: Seifert wurde beim Jahresauftakt in Portugal zwar Zweiter, aber mit 80,62 Meter im respektablen Abstand. „So früh in der Saison schon so eine Weite rauszuhauen, ist beachtlich“, anerkennt Seifert die Leistung seines Landsmannes Vetter. „Aber überrascht hat mich das nicht. Das hat sich im Training schon angedeutet.“

Gut durch den Winter gekommen

Seifert weilte mit Vetter, Röhler und Co. im Trainingslager in Südafrika. „Da haben wir alle gut arbeiten können“, berichtet der Potsdamer, der sich dabei auch Tipps von Bundestrainer Boris Obergföll geben ließ. „Das fand ich gar nicht so schlecht. Da bekommt man technische Details auf eine andere Art erzählt. Jeder Trainer hat ja doch eine andere Herangehensweise“, berichtet Seifert weiter, der daheim im Luftschiffhafen von Burkhard Looks betreut wird. „An der Technik muss man immer arbeiten. Das ist das A und O beim Speerwerfen“, weiß der Polizeikommissaranwärter, der sich bei der Brandenburger Landespolizei ausbilden lässt. „Ich bin gut durch den Winter gekommen. Die Zubringer-Werte konnte ich steigern. Daran wird nun weiter gearbeitet“, sagt Seifert, der derzeit in Kienbaum schwitzt und für Mitte April das nächste Trainingslager in Portugal geplant hat.

EM-Norm wird nicht reichen

Der gebürtige Thüringer, der einst mit Röhler in Jena trainierte, ehe 2014 mit Coach Looks der Wechsel nach Potsdam erfolgte, wurde 2017 Dritter der Deutschen Meisterschaften und steigerte seine Bestweite auf 84,62 Meter. Damit hatte er zwar die WM-Norm weit übertroffen, aber die Titelkämpfe in London fanden ohne ihn statt. Das will Seifert 2018 verhindern. „Ich weiß, dass es wohl nur noch um einen Platz für die EM geht. Da spielt auch die EM-Norm von 81,50 Meter keine Rolle. Im Prinzip wird man um die 88 Meter, vielleicht gar an die 90 Meter heran werfen müssen, um in Berlin dabei zu sein.“

Starke Konkurrenz als Ansporn

Seifert sieht das als Ansporn und nicht als demotivierend. „Klar ist: Wenn man sich in Deutschland durchsetzt, hat man auch international auf jeden Fall eine Medaillenchance“, so der Zweite der U23-EM von 2013. Die Qualität der im wahrsten Sinne Speerspitze der deutschen Leichtathletik ist in der Tat beeindruckend. Denn hinter Vetter (94,44m) und Röhler (93,90m) steht mit Andreas Hofmann (Mannheim, Bestweite 2017: 91,07m) ein weiterer 90-Meter-Werfer parat. Dazu kommen mit Lars Hamann (Dresden, 86,71m) und Julian Weber (Mainz, 85,85m) weitere Kandidaten. In diesen Vierkampf um das eine EM-Ticket will Seifert eingreifen. Er weiß, er muss bei den Wettkämpfen liefern. Damit es gelingt, stabile gute Weiten zu werfen, arbeitet er mit einer Psychologin zusammen, die ihm hilft, sich besser zu fokussieren. Ein Manager soll ihm Startplätze bei internationalen Meetings verschaffen.

Von Peter Stein
Foto: Wolfgang Birkenstock

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