Riccardo Boieri neuer Co-Trainer der Deutschen Frauen-Nationalmannschaft

Potsdams Co-Trainer Riccardo Boieri wurde kürzlich als neuer Co-Trainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft vorgestellt. Wir als Vereins sind sehr stolz, dass sich der Deutsche Volleyball Verband mit seinem neuen Cheftrainer Luciano Pedullá für den 27-jährigen Italiener entschieden hat. Riccardo Boieri freut sich riesig auf seine neue Aufgabe. Wir haben mit ihm gesprochen.

Riccardo Boieri, herzlichen Glückwunsch zu deiner Berufung als Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft.

Riccardo: Vielen Dank für die Glückwünsche zu einem sehr speziellen Moment in meiner Karriere. Erst bin ich mit dem SC Potsdam Fünfter in der Bundesliga geworden und konnte damit den bisher größten Erfolg in der Vereinsgeschichte feiern und nun auch noch die Nominierung zur Nationalmannschaft. Das macht mich sehr glücklich und zufrieden.

Wie begann deine Volleyballkarriere?

Ich habe sehr spät angefangen. Mit 17 Jahren spielte ich im Juniorteam meiner Heimatstadt Novara, gleichzeitig habe ich begonnen als Co-Trainer und Scout in Agil Trecate in der 5. italienischen Liga zu arbeiten. Anschließend bin ich zu Sassoulo in die Serie A2 gewechselt. Dort haben wir gleich in meinem ersten Jahr den Italien-Cup gewonnen und sind in die erste Liga (A1) aufgestiegen – mit Luciano Pedullá als Chefcoach.

Seit Herbst 2014 bist du beim SC Potsdam als Scout tätig. Ist das deine erste Station im Ausland?

Der SC Potsdam ist meine erste Station im Ausland, hier konnte ich bisher viele tolle Erfahrungen sammeln und ich bin stolz meinen Verein nun auch in der Nationalmannschaft präsentieren zu können.

Was gefällt dir an deinem Job? Und was genau sind deine Aufgaben?

Wenn man seinen Job liebt, redet man nicht von Arbeit. Das ist meine wichtigste Regel. Ich bin total glücklich einen Job wie diesen zu haben. Meine Hauptaufgabe ist es, das nächste Spiel gemeinsam mit Alberto Salomoni vorzubereiten. Ich liebe es, wenn er mir Fragen zum nächsten Spiel stellt. Da ist es mir egal, ob er mich ganz früh am morgen oder spät in der Nacht noch anruft.

Nun wurdest du in die deutsche Nationalmannschaft berufen. Neuer Cheftrainer ist dein Landsmann Luciano Pedullá. Kanntest du ihn zuvor? Hast du schon einmal mit ihm zusammen gearbeitet?

Ich habe das Glück, Luciano Pedullá schon seit meiner Geburt zu kennen. Er ist ein sehr enger Freund meiner Familie und einer der besten Freunde meines Vaters. Aber es ist eine Fügung, dass ich nun mit ihm in der Nationalmannschaft arbeiten kann. Sein Anruf kam wirklich überraschend für mich. Ich habe bereits in Sassoulo (A2) und in Novara (A1) mit ihm zusammen gearbeitet. Das ist allerdings schon 8 bzw. 5 Jahre lang her.

Was bedeutet dir die Berufung ins Nationalteam?

Es macht mich natürlich sehr stolz. Aber besonders dankbar bin ich Alberto Salomoni. Er hat mir die Chance gegeben, in diesem Jahr in einem Topteam mitzuarbeiten.

Nun interessiert uns am meisten, ob du auch weiterhin beim Bundesligateam des SC Potsdam arbeiten wirst?

Natürlich bin ich auch in der nächsten Saison wieder beim SC Potsdam! Priorität hat Potsdam für mich, danach kommt die Nationalmannschaft. Als ich von dem Angebot des DVV hörte, habe ich sofort mit den Vereinsverantwortlichen Eugen Benzel und Toni Rieger gesprochen. Ich muss dem Verein danken, dass sie mir die Möglichkeit geben bis zum 6. Oktober für die Nationalmannschaft arbeiten zu dürfen.

Wie sieht dein Programm mit der Nationalmannschaft nun aus?

Am 19. Mai geht’s los. Mit dem DVV spielen wir in diesem Sommer den Gran Prix, mit einigen Matches in Stuttgart, und dann steht die Europameisterschaft in Holland auf dem Programm. Ich freue mich auf einen tollen Sommer.

Wie schätzt du die deutsche Nationalmannschaft ein?  Was sind deine Ziele mit den deutschen Frauen?

Ich kann über die Arbeit von Giovanni Guidetti schlecht richten, aber Deutschland gehört mittlerweile zu den Top-10 der Welt. Ich denke das sagt alles. Unser Ziel ist natürlich die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016. Bisher haben wir davon 20% erreicht. Also mal schauen…

Du sprichst kaum deutsch, richtig? Ist das ein Problem, wenn du nun Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft bist?

Ich beginne, einige Diskussionen zu verstehen. Wenn sich beispielsweise Physio Ulli und Eugen unterhalten, fragen sie manchmal, ob ich etwas verstehe. Und wenn ich dann sage, dass ich ein wenig verstehe, fangen sie laut an zu lachen. Das ist schon lustig. Einige Dinge verstehe ich schon, besonders wenn es um Volleyball-spezifische Wörter geht oder im Krafttraining. Aber ich bin, was deutsch lernen angeht, sehr faul.

Was gefällt dir an Deutschland?

Die perfekte Organisation. Das war das erste, was mich hier echt beeindruckt hat.

Welche Unterschiede gibt es deiner Meinung nach zwischen dem italienischen und dem deutschen Volleyball?

Der Niveauunterschied ist offensichtlich. Italien gehört zu den ganz großen Volleyballnationen in der Welt. Aber in Deutschland ist die Organisation, wie ich schon gesagt habe, sehr, sehr professionell. Die Vereinsstrukturen machen einen echten Unterschied aus. Und wie man bereits im Challenge Cup sehen konnte, sind die ersten zwei bis drei deutschen Teams nicht mehr weit entfernt vom italienischen Leistungsniveau.

Zum Abschluss möchte ich noch einmal meinen großen Dank an Alberto Salomoni aussprechen. Sein Anruf zu Beginn der vergangenen Saison hat mich gerettet und mir dies alles hier ermöglicht. Das werde ich ihm nie vergessen. Danke!

Danke, Riccardo für das nette Gespräch und nun wünschen wir dir ganz viel Spaß und Erfolg mit der Nationalmannschaft!

Boieri arbeitet seit 10 Jahren als Volleyball-Co-Trainer. Nachdem er zuvor nach mehreren Stationen in der italienischen Serie A1 in Novara tätig war, kam er im Herbst letzten Jahres zum SC Potsdam. Boieri kommt aus einer volleyballverrückten Familie. Seine Mutter war früher selbst aktiv und sein Vater ist ein renommierter Manager und organisiert aktuell die Europameisterschaften der Männer, die in diesem Sommer in Italien stattfinden.

Datum: [Bearbeitet am: ]