Und auf einmal gibt sie Autogramme

PNN – Die sportliche Entwicklung von Emilia Weske verlief bislang rasant. Mit erst 16 Jahren hat sie bereits ihren Platz in der Frauenvolleyball-Bundesligamannschaft des SC Potsdam. Dabei nutzt die Diagonalangreiferin noch nicht einmal die harmonischste Verbindung von Sport und Schule.

Feine Schweißperlen stehen bereits auf der Stirn von Emilia Weske, als die Volleyballerin noch darauf wartet, dass das Nachmittagstraining mit der Bundesligamannschaft des SC Potsdam überhaupt beginnt. Während ihre Teamkolleginnen zuvor Fanartikel signierten und nun ausgeruht am Spielfeldrand hocken, hatte sich die 16-Jährige schon sportlich betätigt. Knapp eine Stunde war sie im Kraftraum, wohl dosiert fiel die Belastung aus. „Jetzt bin ich optimal aufgewärmt. Meine Muskeln sind aktiviert, es kann losgehen“, erzählt die talentierte Potsdamerin.

Für sie ist es üblich, die Stabilisationsübungen separat durchzuführen. Das Gros des Teams macht diese vormittags, Emilia Weske hat da keine Zeit. Sie sitzt stattdessen im Leibniz-Gymnasium und paukt. Seit der fünften Klasse besucht die inzwischen Elftklässlerin jene Schule und geht damit als Leistungssportlerin einen besonders herausfordernden Weg. Sie hätte auch auf die Sportschule wechseln können, so lernen und trainieren in absolut harmonischen Einklang bringen können, doch entschied sich dagegen. „Ich mag mein Umfeld und lege Wert auf die Ausbildung an einem Gymnasium“, sagt Emilia Weske. Sicherlich sei die Belastung dadurch für sie größer, eben weil an einigen Tagen nach dem Unterricht eine Doppeltrainingseinheit aus Athletik und Ballarbeit folgt. „Aber ich bekomme das sehr gut hin.“

Mit 1,88 Meter prädestiniert für Volleyball

Davide Carli bestätigt es. „Schulisch ist Emilia eine der Besten – und im Volleyball nimmt sie eine super Entwicklung“, schwärmt der Cheftrainer der SCP-Frauen. Er hatte Emilia Weske Ende 2016 – als damals noch 15-Jährige – in der ersten Liga der Damen debütieren lassen und sie zur aktuellen Saison fest in seinen Kader geholt. Immerhin drei Punkte steuerte Weske dieses Bundesligajahr bislang bei. „Emilia ist natürlich sehr jung, braucht Zeit. Es überrascht mich aber immer wieder, was sie schon alles kann. Sie stärkt unser Trainingsniveau“, sagt Davide Carli über die Diagonalangreiferin. „Alles, was wir erklären, versteht sie und macht es sofort. Sie ist klar im Kopf und kann deshalb gut damit umgehen, wenn ich ihr auch mal Druck gebe.“ Akzeptanz für Kritik und von außen gestellte Ansprüche – gewiss nicht der Normalfall bei einem Teenager. „Mir macht das nichts. Ich weiß, dass damit doch nur versucht wird, mir weiterzuhelfen“, betont Emilia Weske.

Was sie auf dem Feld auszeichnet, ist unter anderem auch ihr gutes Bewegungsgefühl. Es kommt nicht von ungefähr. In Münster geboren und als Einjährige mit der Familie nach Potsdam gekommen, war sie seit frühester Kindheit in der rhythmischen Sportgymnastik aktiv. Mitschülerinnen begeisterten Emilia dann während der fünften Klassenstufe für den Volleyball. „Weil ich an beidem Spaß hatte, habe ich es zunächst parallel gemacht“, erinnert sie sich. Rund zwei Jahre währte die sportliche Dualität, ehe der Fokus voll aufs Schmettern, Baggern und Pritschen rückte. Nicht zuletzt hatte es einen körperlichen Grund. „Ich bin echt nach oben geschossen.“ 1,88 Meter ist Emilia Weske inzwischen groß. Für geschmeidiges Turnen eher problematisch, für das Spiel am hohen Netz hingegen perfekt.

„Sie wird total vom Team respektiert“

Und hoch hinaus geht es auch leistungsmäßig für Emilia Weske. Über die SCP-Jugend schaffte sie den Sprung in die deutsche Nachwuchs-Nationalauswahl und glänzte diesen Sommer bei der U18-Weltmeisterschaft in Argentinien, wo Platz sechs zu Buche stand. „Ein super Ergebnis“, findet der Youngster, den am Volleyball der Teamgeist – gemeinsam zu gewinnen, aber ebenso Niederlagen zu verkraften – reize. In ihrer Vereinsmannschaft erlebt sie solche Momente aus einer besonderen Rolle heraus. Als Küken. Schüchtern oder gar unsicher gibt sich Emilia Weske trotzdem nicht. „Sie ist sehr lustig, hat immer einen Spruch auf Lager und wird daher total vom Team respektiert“, erklärt Coach Davide Carli.

Dennoch weiß sein jüngster Schützling die Situation bedacht einzuschätzen. „Es ging alles ziemlich schnell und es ist unglaublich, auf einmal Autogrammkarten zu unterschreiben. Das macht mich stolz, aber spornt mich genauso an“, sagt die Spielerin mit der Nummer sieben. „Für mich ist es eine große Chance, von unseren erfahrenen Spielerinnen zu lernen. Daher versuche ich einfach, in jedem Training alles mitzunehmen, was ich kann.“ Sie bekräftigt: „Ich möchte selbst eine Leistungsträgerin des SC Potsdam in der ersten Bundesliga werden, also richtig wichtig sein.“ Und dann bittet Davide Carli zum Training. Die Schweißperlen aus der Krafteinheit sind auf Emilia Weskes Stirn mittlerweile getrocknet. Kurze Zeit später, als der Ball im Spiel ist, rinnen aber neue ihr Gesicht herab.

von Tobias Gutsche

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