„Wir müssen noch mehr ackern“

SCP-Manager Toni Rieger über die erste Halbserie der Potsdamer Volleyballerinnen in der Bundesliga

MAZ – Für die Volleyballerinnen des SC Potsdam ist das Jahr 2017 noch nicht vorbei. Heute Abend (17.30 Uhr) tritt die Mannschaft von Trainer Davide Carli bei den Roten Raben Vilsbiburg an. Es ist das Duell des Tabellensiebten beim Achten, beide Teams haben bisher neun Punkte erkämpft. Die besten acht Mannschaften spielen nach der Hauptrunde in den Playoffs. SC-Manager Toni Rieger (40) stellt sich den Fragen einer ersten Halbzeit-Bilanz.

In dem Match gegen Vilsbiburg steckt Brisanz. Wie schätzen Sie das Duell ein?

Toni Rieger: Das Spiel ist extrem wichtig für uns. Wir wollen möglichst drei Punkte holen, auf alle Fälle gewinnen. Vilsbiburg hat in dieser Saison genauso viele Probleme wie wir. Die Ausgangssituation ist also ähnlich. Der jüngste Sieg gegen Erfurt sollte uns Selbstvertrauen geben, wenngleich man Vilsbiburg und Erfurt nicht miteinander vergleichen kann. Mit einem Erfolgserlebnis können wir uns Motivation für die Rückrunde holen.

Warum wird nicht am 28. Dezember gespielt wie das andere Teams tun?

Wir hätten gern erst am 28. Dezember gespielt, aber Vilsbiburg hat auf den 27. Dezember bestanden. Deshalb haben wir bis zum 23. Dezember trainiert und bereits am 25. Dezember wieder.

Das Weihnachtsfest war sehr kurz, die ausländischen Spielerinnen blieben in Potsdam. Warum?

Das zeigt doch, wie wichtig wir das nächste Spiel gegen Vilsbiburg nehmen. Auch den Spielerinnen brauchten wir das nicht besonders erklären. Das ist auch eine Lehre aus dem vergangenen Jahr. Da ist uns die Weihnachtspause überhaupt nicht bekommen. Da hätten wir in Dresden die Chance gehabt zu gewinnen, haben sie aber nicht genutzt.

Trotzdem legte der SC im Vorjahr 22 Punkte aus zehn Spielen untern Weihnachtsbaum. Diesmal sind es mickrige neun aus acht Spielen. Wie fällt Ihre Hinrunden-Bilanz aus?

Moment mal. Die Hinrunde ist noch nicht vorbei. Neben Vilsbiburg haben wir im Januar noch das Spiel gegen den VC Olympia. Ich plane da fest noch zwei Siege ein, weil ich überzeugt bin, dass wir auf dem Weg der Besserung sind. Gegen Erfurt haben schon ein paar Puzzleteile mehr gepasst. Daran müssen wir anknüpfen, im Training weiter hart arbeiten, auch die Athletik verbessern.

Nach dem vergleichsweise lockeren Durchmarsch in der Vorsaison auf Platz vier steht Trainer Carli diesmal vor einer großen Bewährungsprobe. Wie beurteilen Sie die Situation?

Davide Carli befindet sich als Cheftrainer erstmals in einer schwierigeren Situation. Im Vorjahr war jedem Volleyballkenner klar, dass wir mit der Mannschaft unter die Top fünf kommen würden, wenn nicht noch mannschaftsintern irgendwas schiefgelaufen wäre. Aber mit Rosi Acosta, Lisa Rühl und Wiebke Silge fehlen uns jetzt drei wichtige gestandene Spielerinnen. Daher müssen wir als Team nun noch enger zusammenrücken, noch mehr ackern. Die jungen Spielerinnen sind gefragt. Sie bekommen jetzt viel Einsatzzeit und müssen ihre Chancen nutzen. Wir sind da auf dem richtigen Weg, davon bin ich überzeugt.

Gehen wir ins Detail: Bei den Mittelblockerinnen sind nun Lisa Gründing und Ivona Svobodnikova im Dauereinsatz.

Für Lisa Gründing ist das eine Umstellung. Sie muss die höhere Belastung aus Training und Wettkampf erst wegstecken. Denn letzte Saison gab es mit Wiebke Silge noch eine Alternative.

Wie schätzen Sie die Außen-Annahme-Position ein?

Nach dem Abgang von Rosi Acosta war klar, dass wir – auch aus finanziellen Gründen – kaum gleichwertigen Ersatz würden beschaffen können. Natasa Cikiriz mit 22 Jahren und Anne Hölzig mit 20 Jahren sind noch sehr jung. Aber wir sind überzeugt davon, dass sie es zusammen mit Ljubica Kecman und Antonia Stautz packen können. Sie müssen weiter konzentriert arbeiten. Unser Annahmeriegel inklusive Sophie Dreblow ist sehr, sehr jung. Das braucht eine gewisse Zeit. Fehler können immer mal passieren, das müssen wir auch einkalkulieren. Aber wir dürfen es nicht zulassen, dass die Fehler in entscheidenden Momenten passieren. Daran müssen wir vor allem arbeiten.

Lastet nicht zu viel Verantwortung auf der erst 19-jährigen Sophie Dreblow als Libera?

Nein. Sie hat ja den Vorteil, dass sie schon als 14-Jährige bei uns mit trainiert hat. Natürlich war es im Vorjahr für sie von der nervlichen Belastung her einfacher, mal für Lisa Rühl eingewechselt zu werden. Jetzt ist der Druck natürlich ungleich größer. Trotzdem muss sie in der Mannschaft noch mehr Verantwortung übernehmen und das auch auf dem Feld lautstark einfordern, um die Abwehr zu organisieren. Die Kommunikation auf dem Spielfeld muss generell besser werden. Wir haben Vertrauen in Sophie. Sie wird in der Rückrunde sicherer sein, sie stellt sich der Aufgabe. Keine Spielerin der gesamten Liga hat mit 267 so viele Ballannahmen wie sie. Ihre Quote für eine perfekte Annahme liegt bei 44,9 Prozent. Nur zum Vergleich: Münsters Libera Lisa Thomsen hat 73 Annahmen, Wiesbadens Libera Lisa Stock 157. Bei uns haben die Außenspielerinnen Anne Hölzig 44 Ballannahmen, Ljubica Kecman 45 und Natasa Cikiriz 150.

Das heißt, Sophie Dreblow steckt im Dauerfeuer. Haben sich die Gegner auf Sie eingeschossen?

Das wird in der Rückrunde anders werden, wenn Sophie sicherer in der Annahme agiert, das ist ein Reifeprozess.

Ein Wort zu den Mannschaftsküken Natalie Wilczek und Emilia Weske?

Sie haben schon viel gelernt, werden aber ihre Haupteinsatzzeiten in der 2. Mannschaft haben.

Diagonalangreiferin Marta Drpa agiert – anders als in der Vorsaison – weniger überzeugend, obwohl Sie auf Platz drei der Scorerwertung der Bundesliga liegt. Woran liegt das?

Marta ist eine absolut wichtige Spielerin für uns. Auch für sie ist es eine schwierige Situation, weil es nicht so einfach läuft. Sie muss ihren Part dazu geben, damit wir da unten in der Tabelle wieder rauskommen. Wir werden das schaffen.

Wird es in der laufenden Saison Neuverpflichtungen geben?

Nein, die Mannschaft ist intakt. Und es muss in der Rückrunde unser Ziel sein, Platz fünf oder sechs noch zu erreichen. Am Ende ist ohnehin entscheidend, wie fit die Mannschaft in die Playoffs geht.

Das Interview führte Peter Stein/MAZ.

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