Der Vorstand des SC Potsdam und das Präsidium (mit Ausnahme des Präsidenten) saßen am Dienstag in einer gemeinsamen Sitzung als plötzlich ein Artikel der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) um 19.13 Uhr aufploppte. „Der SC Potsdam muss für seine Spielbetriebs-GmbH Insolvenz anmelden. Damit ist nicht nur die Erstliga-Mannschaft der Volleyball-Frauen in Gefahr, sondern auch Brandenburgs größter Sportverein insgesamt“, hieß es da. „Nach MAZ-Informationen geht es um einen Fehlbetrag im mittleren sechsstelligen Bereich, von 450.000 Euro ist die Rede.“
Zuvor hatte Eugen Benzel, einer der Geschäftsführer der SC Potsdam Sport & Marketing GmbH, den Vorstand und das Präsidium des SC Potsdam e.V. um 17.03 Uhr mit einer E-Mail um finanzielle Hilfe gebeten. Darin prognostizierte er bis zum Ende des Geschäftsjahres ein überraschendes Defizit von etwa 400.000 Euro. Diese Information muss in die Hände der MAZ geraten sein. Allerdings bemerkte Benzel in seiner Auflistung einen Fehler, korrigierte die Zahl danach auf 333.494,35 Euro und teilte dies 62 Minuten später dem Vorstand und dem Präsidium mit.
„Die Sitzungsteilnehmer waren von der Höhe des Finanzbedarfs und vor allem von dem MAZ-Artikel überrascht“, erinnert sich Rico Freimuth, Vorstandsvorsitzender des SC Potsdam. „Diese Informationen können dem MAZ-Redakteur keinesfalls auf legalem Weg zugegangen sein. Denn bei uns im Verein sind nur die beiden Vorstände sowie der Pressesprecher auskunftsberechtigt. Bei allen drei Personen kann ich ausschließen, dass sie an diesem Tag Kontakt zur Märkischen Allgemeinen Zeitung hatten.“
Seither haben der Verein und die GmbH eine Menge auf den Weg gebracht. So wurde durch den Verein ein Fachanwalt mit der Prüfung der aktuellen vertraglichen Situation und des etwaigen Handlungsbedarfs beauftragt. Des Weiteren wird die GmbH von einem externen Lizensierungs- und Sanierungs-Experten bei der Prüfung der finanziellen Situation unterstützt. „Natürlich wird noch Zeit benötigt, um ein genaues Bild zeichnen zu können“, erklärt Freimuth. „Doch eine Sache wurde mir von ihm und auch von unseren Anwälten versichert: Aus den am Dienstag oder Mittwoch vorliegenden Informationen konnte ohne eingehende Prüfung und Aufarbeitung nicht sofort abgeleitet werden, dass sofort ein Insolvenzantrag zu stellen wäre.“
Die Höhe der benötigten Summe der Spielbetriebs-Gesellschaft stimmt also nicht. Und bis heute begleicht diese ihre Zahlungsverpflichtungen. Dennoch arbeitet man beim SC Potsdam mit Hochdruck daran, den entsprechenden Finanzbedarf genauer zu ermitteln und zu schließen. Freimuth: „Wir haben die letzten Tage genutzt, um eine Vielzahl von Gesprächen zu führen. Einige unserer Sponsoren haben uns in Aussicht gestellt, zu helfen. Aber natürlich ist es auch wichtig, dass unsere Schuldnerinnen und Schuldner ihre Verbindlichkeiten begleichen.“
Freimuth gibt sich optimistisch und kämpferisch. Er hofft, dass die Spielbetriebsgesellschaft ihre finanzielle Situation in den Griff bekommt: „Daran gilt es, weiter zu arbeiten. Aber ich bin mir inzwischen sicher, dass es der Hauptverein durch die Hilfe einiger Sponsoren und Unterstützer auf jeden Fall schaffen kann und das unabhängig davon, ob der Verein für das Defizit der GmbH überhaupt eintreten muss.“ In diesem Atemzug bedankt er sich noch einmal für die Unterstützung, die ihm in den letzten Tagen entgegengebracht wurde. „Egal ob Frau oder Mann: Die Mitglieder, Sportler, Trainer, Übungsleiter, Sponsoren, Unterstützer und Helfer stehen fester zusammen als jemals zuvor.“
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Foto: Die Geschäftsstelle des SC Potsdam im Kirchsteigfeld (Bildquelle: SC Potsdam)