4. SG Mellensee/Rangsdorf – SC Potsdam 11:8 (5:3; 2:2; 4:3)

Eine geschlagene halbe Stunde wurde sich seitens der Redaktion Gedanken zum allseits beliebten zeitfressenden und teilweise Familienbeziehungen auf den Prüfstand stellenden Spiel Monopoly gemacht, um den Austragungsort des 4. Spieltags in der Schlossstraße in Berlin gebührend zu metaphorisieren und Vergleiche zu einer der teuersten zu erwerbenden Straßen im zeitlosen Spieleklassiker zu ziehen, nur um dann festzustellen, dass es sich in Monopoly um die Schlossallee und nicht um die Schlossstraße handelt. Ein zwar ärgerlicher Rechercheirrtum, aber immer noch gut genug, um den 4. Spieltag einzuläuten. Während die Architekten des berühmten Schloss Charlottenburg, zu welchem oben genannte Straße führt, noch die zeitgenössischen Kunststile des Barocks und des Rokokos anschaulich vereinigten, fragt sich heute so mancher, welcher Partydroge der Architekt der Sporthalle in der Schlossstraße frönte. In einem Gebäude mit gefühlt sieben Zwischenebenen und zwei dazwischenliegenden Hauptebenen samt Spielfeld musste sich über gewundene Treppen, die den verwunschenen Treppen Hogwarts in den Harry-Potter-Romanen glichen, der Weg in die Kabine und schlussendlich in die Halle ersucht werden. Schlussendlich standen dann doch irgendwann alle dem Spielfeld und keinem dreiköpfigen Hund gegenüber.
Genug vom baulichen Griff ins Klo, worauf im Laufe des Berichts noch näher eingegangen wird. An dieser Stelle ist viel eher die durchaus positive Nachricht zu nennen, dass trotz der Verletzungsmisere im Pokalspiel 14 (!) Spieler den Weg nach Berlin gefunden haben, um nach drei durchaus herben Niederlagen die ersten drei Punkte zu erkämpfen. Neben alt
eingesessenen Spielern haben drei Spieler ihr Debut in der Regionalliga Berlin/Brandenburg geben dürfen. Während Jakob im Sturm die bisher überschaubare Torausbeute optimieren sollte, galt es für Silas in der Abwehr in die Presche zu springen. Die durchaus schwerste Aufgabe stand aber Fynn bevor, den Kasten vor den schussstarken Gegnern sauber zu halten.
Mit den heutigen Gegnern aus Mellensee und Rangsdorf standen uns alte Bekannte gegenüber, wobei alt nur zeitlich und nicht als Altersdurchschnitt zu interpretieren ist. Im Sommer konnte im Rahmen eines Testspiels ein knapper Sieg eingefahren werden, was auch heute ein hoffnungsvolles Spiel versprechen ließ.

Erste Drittel (5:3)
Angepeitscht von den einführenden Worten des neu im Trainerteam inkludierten Matti legten wir gewohnt energisch los. Es dauerte nur knapp anderthalb Minuten, da durften wir das erste Mal jubeln. Nach einem tollen Angriff legte Peter auf unseren Toptorschützen Seb auf, welcher wie immer trocken abschloss. Munter weiter das Mellenseer Tor beackernd, kam auch der zweite Jubelschrei von der Potsdamer Bank. Diesmal stand Sven goldrichtig und konnte das Durcheinander in der Abwehr zu seinem Vorteil nutzen. Nachdem diese ansehnliche Führung gut verteidigt werden konnte, zeigte sich so langsam auch die angesprochene Torgefährlichkeit der Gegner. Allen voran ihr Kapitän, schossen sich die Mellenseer so langsam warm. Während Fynn die meisten Schüsse gut abwehren konnte, war er sowohl beim Anschlusstreffer als auch beim Ausgleich machtlos. Wie so oft in dieser Saison konnten wir aber auch diesmal die Gegentore gut wegstecken. Mit einer tollen Einzelleistung erzielte Peter die erneute Führung für die Potsdamer. Im weiteren Verlauf des ersten Drittels müsste man dann doch nochmal auf die etwas unglückliche Bauweise der Halle zu sprechen kommen. Den herrlichen Sonnenschein nicht verunglimpfen zu wollen, erwies sich die Fensterkonstruktion, welche jedem Energieberater die Pusteln ins Gesicht zaubern würden, als durchaus irritierend. Während die rechte Flanke unserer Spieler im Sonnenlicht gedieh wie eine Tomate im Gewächshaus, kamen die Bälle für Fynn scheinbar aus dem Nichts. Diesen strategischen Vorteil nutzend schossen die Gegner energisch drauf los und konnten so den Ausgleich und die Führung erzielen. Den Schlusspunkt des ersten Drittels war dann ein direkt veredelter Bully Gewinn der Mellenseer. Damit ging es mit einem 3:5 in die Pause.

Zweites Drittel (2:2)
Die Pausenstände der ersten Spiele waren durchaus ernüchternder. Mit nur zwei Toren Rückstand und die Sonne sprichwörtlich im Rücken ging es weiterhin motiviert ins zweite Drittel. Nachdem der Start mit einem erneuten Gegentor in die Hose ging, fanden wir anschließend wieder in unser Spiel. Jojo konnte den ursprünglichen Abstand wiederherstellen, bevor erneut Mellensees Kapitän mit seinem vierten Tor erhöhte. Leider rückte mittlerweile die Tatsache in den Vordergrund, dass die Leistung der Schiedsrichter zunehmend konfus wirkte. Neben klaren Fehlentscheidungen auf beiden Seiten war auch die verbale Artikulation und Kommunikation gegenüber den Spielern ausbaufähig. Immerhin folgten dann auch die ersten Strafen auch wenn diese für die betroffenen Spieler ähnlich nachzuvollziehen waren wie die Allgemeine Relativitätstheorie für einen Yorkshire Terrier. Auch wenn die Überzahl zunächst nicht genutzt werden konnte, stellte Jakob nach Mattis Vorlage den Zwischenstand zum 5:7 her, bevor es in die Pause ging.

Drittes Drittel (4:3)
Das Spiel hatte alles, was man sich erhofft hatte. Ein munterer Schlagabtausch zwischen zwei ebenbürtigen Gegnern, viele Chancen und Tore auf beiden Seiten und ein fairer Verlauf. Die nebulösen Entscheidungen der Schiris nickend hinnehmend wurde sich offenbar unausgesprochen darauf verständigt, bei begangenen Fouls den Ball dem Gegner zu überlassen und den Pfiff der Schiedsrichter, wenn er dann mal kam, nur marginale Beachtung zu schenken. Die ersten Minuten des dritten Drittels begannen mit je einem Tor auf beiden Seiten. Nach Peters Anschlusstreffer zum 6:7 konnte postwendend das 6:8 erzielt werden, bevor der nächste Mellenseer auf die Bank musste. Unser Überzahlspiel wurde besser, der letzte Abschluss fehlte aber. In der Folge wurde es etwas wild und unkonzentriert. Zunächst gab es Penalty gegen uns. Fynn versuchte alles, konnte das Gegentor aber nicht verhindern. Nur eine halbe Zeigerumdrehung später klingelte es wieder in unserem Kasten. Der nun deutlich zu hohe Rückstand gemessen an unserer Spielleistung lies nur noch eine Möglichkeit zu. Pressing, was die Beine noch hergaben. Dies taten wir dann auch. Leider scheiterten unsere Stürmer am gegnerischen Keeper oder am Pfosten. Solch ein Ansturm barg natürlich die Gefahr eines Konters, in welchen wir dann auch liefen. Alleine auf Fynn zustürmend war der Mellenseer Kapitän nur noch durch ein Foul zu stoppen. Auch wenn das „Hammer auf Amboss“ -gleiche Schlagen auf des Gegners Stock von den Schiedsrichtern mit dem Zeichen „Ball gespielt“ gestikuliert wurde, entschied sich Frank dafür, sich selbst für den Fair-Play-
Award zu nominieren und berichtigte die Schiris zugunsten eines weiteren Strafstoßes. Auch bei diesem konnte Fynn leider überwunden werden, 11:6. Auch wenn nur noch drei Minuten auf der Uhr waren und das Erzielen von 5 Toren utopisch war, warfen wir alles nach vorne. Ein Freistoß aus dem Halbfeld mit gütiger Mithilfe der sehr tief stehenden Sonne landete irgendwie als Eigentor im Tor der Mellenseer. Das Schlusswort hatte dann Jakob, der mit seinem zweiten Tor an diesem Tag zwar nochmal verkürzte, schlussendlich aber doch nur Ergebniskosmetik betreiben konnte.

Fazit
Nun, vier Spiele, vier Niederlagen. Wir sind uns einig, dass es einen besseren Start in die Saison hätte geben können. Nichtsdestotrotz kann auch aus diesem Spiel wieder einiges Positives mitgenommen werden. Die erneut zusammengewürfelten Reihen harmonierten gut, die Torausbeute war besser als in den drei Spielen zuvor. An diesem Tag hat nicht zwangsläufig die bessere, aber eben die effektivere Mannschaft gewonnen. Nächste Woche wartet die nächste Mammutaufgabe. Entgegen jedwedem Greenpeace-Motto, heißt es dann Eisbären jagen, was das Zeug hält und kämpfen, was Knochen und Körper hergeben. Realistisch gesehen ist auch hier alles drin. Während der ständige Pessimist nur nach unten schaut und sich den Kopf stößt, schaut der ständige Optimist nur nach oben und fällt in den Abgrund. Nur der Realist hat stetig alles im Blick.

Autor: Frank Rosendahl
Grafiken: Frank Rosendahl

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