Floorball Deutschland Pokal 2022/23 – 2. Spielrunde

Selten wurde einem Floorball Spiel in Potsdam so viel Bedeutung beigemessen wie an diesem sonnigen Sonntag in der schönen Landeshauptstadt Brandenburgs. Nachdem sich in der Regionalliga mit den Berliner Spitzenteams zugegeben semi-erfolgreich auseinandergesetzt wurde, stand dieses Mal ein schier exotisch anmutender Gegner auf dem Spielplan. Die erste Runde des Floorball Deutschland Pokals 2022/23 konnte mittels Freilos schadlos überstanden werden. Dieses Mal jedoch bekamen wir es mit einem bis dato derart unbekannten Gegner zu tun, dass selbst die erfahrenen Spieler ihre Aufregung spürbar werden ließen.

Erfahrene Leser wissen, dass es an dieser Stelle auch gerne unnützes Wissen verteilt wird. Diesem Ritual folgend sollen dem Abonnenten auch regional-geografische Informationen zu den Metropolregionen Deutschlands nähergebracht werden, welche in Potsdam zu Gast sind. Es wurden keine Mühen gescheut, sämtliche Daten über Uphusen und den dort ansässigen Wikingern zu sammeln. Fünf Minuten nach Datenerhebungsbeginn ist final festzuhalten, dass Uphusen als Ortsteil der Stadt Achim im entfernten Niedersachsen knapp 3760 Einwohner hat, welche unter der Postleitzahl 28832 erreichbar sind und dass im Rahmen pipeline-archäologischer Ausgrabungen mal ein goldener Fingerring samt blauer Perle aus dem 4. bis 7. Jahrhundert gefunden wurde.

Geschichtsaffinen Lesern wird aber nicht verborgen bleiben, dass es keine historischen Belege für einen Vormarsch der Wikinger in der Zeit von 800-1050 n. Chr. bis ins Gebiet des heutigen Uphusen gibt. Allerdings ist sich wohl niemand über die Absichten der Nordmänner gewiss, die neben Island, Grönland, Neufundland und Konstantinopel vielleicht auch Uphusen als wichtige Eroberung auf der Agenda hatten. Im Sport sollte man hinsichtlich der Namensgebung wohl tolerant sein. Schließlich gibt es weder wilde Eisbären in Berlin noch freischwimmende Haie im Kölner Rhein usw.

Wie auch immer, das aus dem altnordischen stammende Wort Wikinger bedeutet so viel wie „der Seekrieger, welcher sich auf langer Fahrt von der Heimat entfernt befindet“. Mangels Direktverbindung zwischen Weser und Havel nahmen die Gäste den Landweg in Form der für gewöhnlich staubelasteten A2 auf sich. Mit Rückenwind in den Segeln trafen die meisten schon knapp 2 Stunden vor dem Anpfiff ein, als die Potsdamer noch mit dem Aufbau des Caterings und dem obligatorischen Spielfeld beschäftigt waren.

Die vergangenen Spiele, in denen teilweise gerade mal knapp eine Reihe auf das Feld geschickt werden konnte, waren zumindest heute vergessen. Ein Neuzugang und die Rückkehr verletzter Spieler stellten das Trainerteam vor die unbekannte Frage, ob man zwei oder drei Reihen aufbieten solle. Man entschied sich für Letzteres. Mit 15 Feldspielern und Tamas in seinem voraussichtlich letzten Spiel, konnte das Projekt Pokalspiel starten.

Erstes Drittel (3:2)

Wohlwissend, dass die Vikings im Jahr 2005 im Mixed Team deutscher Meister wurde und das auch darüber hinaus erfahrene Spieler in den Reihen waren, zeigten wir uns anfangs unbeeindruckt. Tse, als wäre der SC Potsdam noch nie Kleinfeldmeister geworden. Der erste Angriff auf das gegnerische Tor kam jedoch wie ein Bumerang auf nordischer See zurück. Die letzten Fans hatten noch nicht den ersten Bissen der Bockwurst im Mund, da stand es schon 0:1. Kurz geschockt, aber keinesfalls entmutigt, kullerte der Lochball die nächsten zehn Minuten munter hin und her. Chancen gab es auf beiden Seiten, nur wollte niemand den anderen durch Gegentore Schaden zufügen. Zitat Steffi „Solange wir den Ball haben, kann der Gegner kein Tor schießen“, glänzten wir tatsächlich mit knapp 70 Prozent Ballbesitz. Da unsere Stürmer nur mit Stockschlägen zu stoppen waren, brachte uns eine Zeitstrafe dann das erste Powerplay im Spiel. Schön eine Minute von der Uhr nehmend und den stichelnden Bemühungen, den Ball zu erobern Einhalt gebietend erlöste Matti uns dann mit einem gekonnt in die Ecke platzierten Schuss. Großer Jubel in der Mannschaft und dem angereisten Fanblock. Da die Strafbank oder besser der Strafhocker sichtlich bequem zu sein schien, gesellte sich schnell der nächste Viking neben das Schiedsgericht. Wieder war das Powerplay ansehnlich und erneut münzten wir diesen Vorteil um. Während Sven und Jacob vor dem Slot für Verwirrung sorgten, schoss Nic den Ball sehr sehenswert ins Netz. Keine Chance für den gegnerischen Keeper. Nur eine halbe Minute später gab es erneut den gellenden Pfiff der Schiedsrichter. Nach Franks weit geschlagenen Ball nach vorne und der gekonnten Abnahme durch Jojo wusste sich der Abwehrspieler erneut nur mit einem Stockschlag zu helfen. Da es diesmal eine eindeutige Torchance war, bekamen wir den Penalty zugesprochen. Für dessen Ausführung wurde sich schnell und einstimmig auf Matti geeinigt. Langsam und mit Bedacht näherte er sich dem Vikings Schlussmann und bugsierte den Ball gekonnt ins Tor. Die 3:1 Führung für den SC Potsdam. Der Fanblock war außer sich. Da wohl am Eingang die Bengalos und Raketen einkassiert wurden, einigte man sich auf das Schwenken der SC Potsdam Schals. Einziger Wermutstropfen in diesem herausragenden Drittel war dann der nicht unverdiente Anschlusstreffer. Mit einem gezielten Fernschuss konnte Tamas doch noch ein zweites Mal überwunden werden.

Zweites Drittel (0:3)

Mit Applaus in die Kabine begleitet konnten wir erhobenen Hauptes und noch in voller Stärke unserer geistigen und anatomischen Fähigkeiten der Pausenansprache lauschen. Noch nie konnte man aus drei Strafen drei Tore erzielen. Egal was noch passieren sollte, diesen Teilerfolg nehmen wir gerne mit. Wie so oft nahmen wir die Konzentration eines guten Drittels nicht direkt wieder auf. Für das Abräumen des Gegners mit offenbar begleitetem Bodenspiel musste Sven sich auf die Strafbank setzen. Dass auch die Vikings Powerplay können, zeigte sich in dem gut herausgespielten Ausgleich. Fortan ging die Konzentration über die Planken. Teils haarsträubende Fehler bei der Auslöse schraubten Tamas´ Puls in die Höhe. Dieser hielt, was es zu halten gab. Das Spiel nach vorne kam zum Erliegen. Die wenigen Torchancen landeten beim Keeper oder außerhalb des Spielfeldes. Nach Steffis Verletzung im Sprunggelenk erwischte es nun auch noch Nic, dessen Fuß in einem Zweikampf denkbar unschön abknickte. Die Unkonzentriertheit nutzend und die langen Riemen ins Wasser steckend, überrollten die Gäste uns zunehmend. Innerhalb weniger Minuten gingen die Vikings in Führung und bauten diese dann auch noch aus. Mit fairer, aber durchaus als aggressiv zu bezeichnender Spielweise zwangen sie uns zu vielen Fehlern. Die zweite Zeitstrafe gegen uns konnten wir schadlos überstehen. Mit einem Abwehrspieler weniger und etwas demotivierter ging es in die nächste Drittelpause.

 Drittes Drittel (0:3)

Auch wenn es im zweiten Drittel wie gewohnt weniger gut lief, war das Ergebnis nach wie vor denkbar knapp. Wir stellten auf zwei Reihen um und versuchten den Ausfall von Nic halbwegs zu kompensieren. Als ob dies nicht schon schwer genug war, verletzte sich dann auch noch Tom ohne Fremdeinwirkung am Sprunggelenk. Dass die Füße unserer Spieler mittlerweile mehr Knicke aufwiesen als die Abschlussarbeit des Origamischülers, war nicht sehr hilfreich. Dennoch versuchten wir alles nach vorne zu werfen. So dauerte es immerhin die Hälfte des dritten Drittels, bis der Schriftführer wieder was zu tun hatte. Leider fiel das Tor wieder auf der falschen Seite. Mattis anschließende Zeitstrafe konnten wir durch gelungenes Unterzahlspiel überstehen, doch so langsam war für den Einzug in die dritte Pokalrunde kein Land mehr in Sicht. Uns nunmehr völlig aus den Angriffsbemühungen zurückziehend, überließen wir den Gästen das Feld. Tamas wurde berühmt geschossen und verhinderte einen höheren Rückstand. Den Schlusspunkt setzten dann die Gäste aus Niedersachsen. Mit zwei weiteren Toren war der Endstand hergestellt.

Fazit

Die am Ende deutliche Niederlage und die Tatsache, dass ausschließlich Abwehrspieler in Überzahl trafen, sollte uns die Baustellen erneut aufgezeigt haben. Nichtsdestotrotz war es ein Erlebnis, im Pokal anzutreten. Den Gästen kann man nur zum Erreichen der dritten Runde gratulieren. In einem durchaus fairen Spiel gewinnt am Ende die Effizienz. Der Dank geht auch an die Schiedsrichter, die das Spiel von Anfang bis Ende hoch professionell leiteten. Diese hohe Qualität darf sich gerne auch in der Regionalliga Berlin/Brandenburg etablieren. Vielen Dank auch den vielen Fans und Helfern, die das Pokalheimspiel trotz Niederlage zu etwas Besonderem gemacht haben.

Für den SC Potsdam heißt es nun mit drei verletzten Spielern weniger und einem ohnehin schon schmalen Kader die nächsten Spiele in der Regionalliga anzutreten. Die Chance auf die dritte Runde im Pokal ist für dieses Jahr verpufft, aber das Leben besteht bekanntlich aus Kompromissen zwischen verpassten Gelegenheiten. Insofern freuen wir uns auf die kommenden Aufgaben. In drei Wochen wartet die SG Mellensee/Rangsdorf und hoffentlich die ersten drei Punkte in der Liga.

Autor: Frank Rosendahl
Grafik: Frank Rosendahl

Datum: