Fuchs im Interview: „Das Ziel ist die Finalteilnahme, alles andere wäre on top“

Annika Fuchs reist erst am Dienstag zur Leichtathletik-Europameisterschaft nach München. Das hat seinen Grund: Die 25-Jährige sollte nach überstandener Grippe die Zeit nutzen, um ordentlich in Potsdam zu trainieren. Nach der Anreise mit dem Zug steht schon zwei Tage später die Speerwurf-Qualifikation im Olympiastadion auf dem Programm. Wer die Speerwerferin vom SC Potsdam kennt, der weiß, dass sie auf den Einzug in das Finale am Samstag hofft.

Frau Fuchs, das Jahr 2022 hat besonders viele Leichtathletik-Highlights. Meetings, Deutsche Meisterschaften, WM, EM – aber der Reihe nach. In Österreich haben Sie in diesem Jahr Anfang Juni schon über 60 Meter (61,06 Meter) geworfen. Warum hat es schon so früh in der Saison so gut gepasst?

Annika Fuchs: Wir hatten natürlich sehr gut trainiert. Leider nicht so viel, wie wir wollten, weil ich ein wenig durch meine Rückenprobleme eingeschränkt war. Aber in Österreich hat es schon sehr gut geklappt – da hat das Timing gepasst. Das war sicher ein Befreiungsschlag nach den zwei schwierigen Jahren zuvor.

Dann kam die Deutsche Meisterschaft. Dort reichten 57,24 Meter für die Silbermedaille. Zufrieden waren Sie aber nicht, oder?

Fuchs: Nein, leider gar nicht! Ich habe im ersten Versuch einen wahnsinnig weiten Wurf gehabt. Ich weiß nicht genau, wie weit – aber es könnten schon 64 Meter gewesen sein. Leider bin ich vorn über die Linie gefallen, sodass der Versuch ungültig war. Da habe ich mich sehr geärgert und das war dann anschließend mental sehr schwierig: Wenn man gleich so weit wirft – vielleicht weiter als jemals zuvor – dann vergleicht man ja jede Weite mit der, die möglich gewesen wäre. Da war es schwer, einen klaren Kopf zu bewahren.

Trotzdem wurden Sie für die Weltmeisterschaft in Eugene nominiert. Dort erreichten Sie im Juli das Finale und wurden Neunte. Wie bewerten Sie Ihren Auftritt in den USA im Nachgang?

Fuchs: Für mich war die Finalteilnahme ein Riesenschritt, weil ich 2019 nicht in das Finale gekommen war. Natürlich hätte ich gerne noch mehr gezeigt, aber das hat nicht geklappt. Trotzdem war das Erreichen des Finals zufriedenstellend und der nächste Schritt ist jetzt, bei einem WM-Finale mehr zu erreichen.

Was hat Ihnen die WM-Nominierung bedeutet? Was haben Sie an Erfahrungen aus den USA mitbringen können?

Fuchs: Die Nominierung war für mich ein riesiger Segen. Ich hatte die Teilnahme eigentlich schon abgeschrieben und dann kam die Nachricht, dass Plätze frei geworden waren und ich mitdurfte. Für mich war es neu, in die Vereinigten Staaten zu reisen. Ich habe das wirklich genossen – zunächst das Pre-Camp in Florida und dann die Wettkämpfe. Es war schön, sich mit anderen Athletinnen und Athleten auszutauschen. Und es war auch interessant zu sehen, wie es den anderen bei so großen Wettkämpfen geht.

Jetzt steht die Europameisterschaft für Sie auf dem Programm. Sie ist im eigenen Land, in München. Sind Sie da als Sportlerin besonders motiviert?

Fuchs: Ich glaube, ich bin eigentlich bei jedem Wettkampf gleichstark motiviert. Es geht bei mir immer darum, das Beste zu zeigen. Aber ich freue mich ohne Frage riesig auf die Atmosphäre in München.

Die Qualifikation ist für Donnerstag angesetzt, das Finale wäre am Samstag. Anders als viele andere Athletinnen und Athleten reisen Sie erst sehr kurzfristig an. Wie kommt das?

Fuchs: Die Vorbereitung war nicht optimal, ich war nach der WM krank. Deshalb haben wir die letzte Woche genutzt, um noch einmal gut in Potsdam zu trainieren. Natürlich finde ich so ein Pre-Camp wie in Erding sehr gut. Aber wir haben hier in Potsdam wirklich eine sehr gute Versorgung und sehr gute Bedingungen. Daher fand ich das jetzt auch nicht schlecht.

Was rechnen Sie sich für die Europameisterschaft aus?

Fuchs: Wenn jetzt noch einmal das Wettkampf-Adrenalin hinzukommt, ist trotz der Umstände schon etwas drin für mich. Das Ziel ist die Finalteilnahme, alles andere wäre dann on top.

Weitere Neuigkeiten aus der Leichtathletik beim SC Potsdam gibt es hier! Zum aktuellen Video mit Annika Fuchs geht es hier!

Foto: Annika Fuchs reist erst recht spät zur Leichtathletik-EM nach München (Quelle: SC Potsdam)

Datum: