Margarita Kolosov im Interview – zuerst die EM und dann die Finals in Berlin

Margarita Kolosov

Für Margarita Kolosov geht es in den nächsten Tagen Schlag auf Schlag. Zunächst stehen vom 15. bis zum 19. Juni die Europameisterschaften der Rythmischen Sportgymnastik in Tel Aviv (Israel) auf dem Programm. Dann folgen vom 23. bis zum 26. Juni in Berlin die sogenannten Finals (14 Deutsche Meisterschaften in verschiedenen Sportarten, bei denen auch die Gymnastinnen ihre Titelträgerinnen ermitteln). Kolosov gehört mit gerade einmal 18 Jahren zu den deutschen Top-Stars ihrer Sportart. Im letzten Jahr gewann sie bei den deutschen Titelkämpfen alle Goldmedaillen in den Einzelwettbewerben der Rythmischen Sportgymnastik. Im April dieses Jahres schrieb sie mit ihrem Sieg im Ball-Finale von Taschkent (Usbekistan) hierzulande Sportgeschichte. Denn sie war die erste Deutsche überhaupt, die in ihrer Sportart einen Weltcup-Erfolg einfuhr. Vor der Abreise nach Israel stellte sich Margarita Kolosov zum Interview.

Margarita, Sie sind in Potsdam geboren und haben Ihre Karriere auch hier begonnen. Erinnern Sie sich noch an Ihre Anfänge und die erste Trainerin? Wie alt waren Sie damals?

Margarita Kolosov: Ich habe in Potsdam mit sechs Jahren bei Sylke Flügel angefangen. Wenn ich daran zurückdenke, war das eine sehr schöne Zeit. Wir waren eine tolle Trainingsgruppe.

Was macht die Rhythmische Sportgymnastik für Sie so faszinierend?

Kolosov: Ich mag das Zusammenspiel von Gerät, Artistik und Eleganz. Es ist einfach ein Zusammenspiel von allem. Deshalb macht mir das so viel Spaß.

Seit 2016 trainieren Sie in Fellbach, am Bundesstützpunkt für die Rhythmische Sportgymnastik. Sie starten aber immer noch für den SC Potsdam…

Kolosov: Das stimmt. Einerseits finde ich es gut, dass auch mal eine Gymnastin aus Potsdam so weit vorn ist – oft ist es ja der TSV Schmiden. Andererseits repräsentiere ich den SC Potsdam gern. Das ist mein Heim-Verein und der Club, bei dem ich aufgewachsen bin. Das verbindet.

Sie sind für viele junge Gymnastinnen aus Potsdam ein Idol. Ist Ihnen das bewusst?

Kolosov: Nein, eigentlich nicht. Wenn ich aber zu Wettkämpfen fahre, finde ich es wirklich schön, wenn ich bemerke, dass mir die kleineren Gymnastinnen zuschauen und nach Autogrammen fragen. Dann wird einem bewusster, wie man gesehen wird.

Als Potsdamerin sind Sie bei den Finals gewissermaßen die Lokalmatadorin. Freuen Sie sich deshalb ganz besonders auf die Wettkämpfe?

Kolosov: Zunächst einmal geht es jetzt darum, bei den Europameisterschaften in Tel Aviv gute Übungen zu zeigen. Aber dann freue ich mich natürlich auf Berlin, weil die Stadt wie meine zweite Heimat ist. Ich habe sehr viel Zeit in Berlin verbracht und dort sehr viele Trainingsstunden absolviert. Unsere Wettkämpfe finden in der Max-Schmeling-Halle statt. Hier wurden früher immer die ‚Berlin Masters der Rhythmischen Sportgymnastik‘ ausgetragen. Da habe ich als Kind mehrmals zugeschaut und die Top-Gymnastinnen gesehen. Das hat mich damals sehr inspiriert und motiviert. Deshalb freue ich mich sehr auf die Schmeling-Halle.

Bei Ihren ersten Deutschen Meisterschaften im Seniorenbereich holten Sie im letzten Jahr in allen Wettbewerben Gold. Ist ein ähnliches Ergebnis auch in diesem Jahr möglich?

Kolosov: Ich hoffe es auf jeden Fall. Ich wünsche mir sehr, dass ich die Erfolge wiederholen kann. Aber ich kann nicht in die Zukunft schauen. Tatsache ist: Ich versuche, mein Bestes zu geben. In diesem Jahr ist die Konkurrenz in Deutschland sicher noch einmal stärker geworden. Das ist für unsere Sportart grundsätzlich gut, gerade auch mit Blick auf die internationalen Wettkämpfe. Es wird auf jeden Fall schwerer als im letzten Jahr.    

Für den größten Paukenschlag sorgten Sie allerdings in diesem Jahr. Sie waren die erste deutsche Sportgymnastin, die einen Weltcup gewann. War Ihnen damals in Taschkent klar, dass etwas ganz Besonderes passiert ist?

Kolosov: Ich habe damals die Wertungen mitgezählt und hatte mich verhört. Ich dachte daher, es ist der zweite Platz. Da hätte ich mich auch freuen dürfen, denn es wäre erst meine zweite Weltcup-Silbermedaille gewesen. Und dann kam eine Freundin und erzählte mir, ich sei Erste. Ich habe das erst nicht geglaubt. Und als ich das dann wirklich realisiert habe, war die Freude riesig. Das war ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Denn ich wollte schon immer mal die deutsche Nationalhymne bei einer Siegerehrung singen.

Was macht Margarita Kolosov, wenn Sie nicht gerade in der Rhythmischen Sportgymnastik unterwegs ist?

Kolosov: Ich lese sehr gern, ich höre Musik und mag Filme und Serien. Und dann ist da noch das Abitur.

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Foto: Margarita Kolosov vom SC Potsdam ist längst ein Top-Star der Rhythmischen Sportgymnastik (Quelle: SC Potsdam)

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