„Ich vermisse die Mannschaft“

Volleyball Bundesliga: Kapitän Antonia Stautz vom Volleyball-Bundesligisten SC Potsdam kann sich Geisterspiele nur schwer vorstellen.

Es lief fast alles wie am Schnürchen. Die Volleyballerinnen des SC Potsdam spielten 2019/20 ihre bisher beste Saison in elf Jahren Bundesliga und auch ihre Kapitänin Antonia Stautz bot am hohen Netz ihre bisher stärkste Saison. Doch dann folgte Anfang März der komplette Saison-Abbruch wegen der Corona-Pandemie. Seitdem vermisst nicht nur Antonia Stautz ihr Team, das sich in alle heimatlichen Winde zwischen den USA, Spanien und Serbien verstreut hat.

„Man kommt sich noch immer vor wie im falschen Film“, sagt die 26-Jährige, die seit 2017 beim SC Potsdam spielt. „Emotional nimmt mich das ganz schön mit. Wir schreiben uns zwar immer mal wieder Nachrichten, aber das ist längst kein Vergleich zum direkten Kontakt. Ich vermisse die Mannschaft, das gemeinsame Training, den gemeinsamen Spaß. Und das Schlimmste ist: Keiner weiß ja, wie es weitergeht.“ Der Start der neuen Saison ist für Oktober geplant.

Antonia Stautz versucht trotzdem, sich fit zu halten, so gut es möglich sei. „Ich gehe joggen, obwohl laufen nun nicht meine Lieblingsdisziplin ist, mache Workouts, zu Hause bei meiner Mutter in Braunschweig kann ich auch mal auf der Wiese mit dem Ball üben“, berichtet die Annahme-Außen-Spielerin, die in Potsdam in einer WG mit Mitspielerin Lisa Gründing wohnt. „Und ich fahre jetzt sehr viel Rad, nutze das schöne Wetter, um Potsdam und seine Umgebung näher zu erkunden. Dazu hatte ich ja vorher kaum Zeit.“

Mehr Zeit für das Studium

Antonia Stautz hat dann meist auch ein Buch im Gepäck und setzt sich dann irgendwo an einem schönen Flecken ans Havelufer und liest. Zudem habe sie jetzt mehr Zeit für ihr General Management Studium an der IUBH Bad Honnef. „Da das ohnehin ein Online-Studium ist, habe ich wegen der Kontaktsperre wenigstens keine Einschränkungen“, sagt sie.

Natürlich will sie ihre Volleyball-Karriere fortsetzen. „Wir waren in der abgebrochenen Saison wirklich auf einem sehr guten Weg. Gerade nach dem Sieg gegen Schwerin hatten wir alle das Gefühl, dass in dieser Saison noch mehr drin sein könnte als der Bronze-Platz im Vorjahr“, sagt Antonia Stautz und ertappt sich immer wieder mal, wenn die Gedanken nach dem Motto „Was-wäre-wenn“ abschweifen. „Das macht einen gleich noch trauriger“, gibt sie zu. Aber es gebe auch Aufmunterungen. So würden Chefcoach Guillermo Naranjo Hernandez, der an seinem Wohnsitz auf der Kanaren-Insel Gran Canaria vom strengen Ausgangsverbot in Spanien betroffen ist, und Co-Trainer Riccardo Boieri immer wieder Video-Sequenzen aus der letzten Saison „rumschicken“. „Da hatte ich sogar mal einen gelungenen Block dabei, das muntert einen dann wieder auf“, meint die nur 1,80 Meter große Spielerin mit der Trikotnummer 6.

Übrigens konnte sie mit diesem Jersey jetzt noch einem Fan ein tolles Ostergeschenk bereiten. „Auch das vermisse ich, den Kontakt zu den Fans. Deshalb sind sogenannte Geisterspiele nur schwer vorstellbar“, berichtet Antonia Stautz, die in diesem Sommer auch auf Beachvolleyball verzichten wird, obwohl sie im Vorjahr mit ihrer Partnerin erstmals die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft am Timmendorfer Strand geschafft und dort Platz neun belegt hatte.

„Ansonsten versuche ich schon, mich an die Beschränkungen zu halten und meide unnötige Kontakte. Das Treffen mit Freunden vermisse ich daher ebenso“, erzählt Antonia Stautz, die aber auf eins gerade auch in diesen Corona-Zeiten nicht verzichten will. „Ich spende weiter regelmäßig Blut beim DRK. Gerade jetzt wird einem ja vor Augen geführt, wie wichtig Gesundheit ist.“

Quelle: www.maz-online.de

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