Salomoni trotz 3:1-Sieg gegen Berlin verärgert

Nach einem spannenden Spiel besiegten die Volleyballerinnen des SC Potsdam den VCO Berlin. Trainer Alberto Salomoni war dennoch ungehalten: Einige Kommentare, die er sich während des Spiels von der Tribüne aus anhören mussten, gingen ihm zu weit.

Alberto Salomoni war angefressen. Der Trainer des Damenvolleyball-Bundesligisten SC Potsdam schimpfte, als hätte ihn seine Mannschaft bis ins Mark enttäuscht. Aber denkste. Die Potsdamerinnen hatten soeben in der MBS-Arena gegen den VCO Berlin mit 3:1 (25:18, 22:25, 25:17, 25:21) gewonnen. Salomonis Frust richtete sich nicht gegen seine Schützlinge. Er habe während des Spiels von den Zuschauertribünen diverse Kommentare vernommen, die ihm überhaupt nicht geschmeckt haben. „Diese Kritik akzeptiere ich nicht“, echauffierte sich der Italiener am Samstagabend über abfällige Äußerungen zum Potsdamer Spielstil. Es sei arrogant zu erwarten, dass sein Team jeden Kontrahenten vom Parkett fege. „Ausrutscher sind ganz normal“, sagte der 48-Jährige. Trotz des hervorragenden Tabellenplatzes fünf: „Viele erwarten zu viel, das ist ein Riesenfehler.“

Eine ungewohnte Zusammenstellung

Was war passiert? Die Potsdamerinnen bekleckerten sich vor 740 Zuschauern beim Pflichtsieg gegen den bisher sieglosen Tabellenletzten sicher nicht mit Ruhm. Doch Salomoni hatte viele Spielerinnen des Stamm-Sechsers geschont. Annahme-Spezialistin Lisa Rühl fehlte wegen eines Infektes komplett. Asse wie Giulia Carraro und Jessica Rivero kamen gar nicht zum Einsatz. Nach drei Spielen innerhalb von eineinhalb Wochen wollte Salomoni Stammspielerinnen verschnaufen lassen. „Sie brauchten eine Pause, die Saison ist noch lang.“

Ersatzspielerinnen kamen zum Zug

Daher gab er Spielerinnen eine Chance, die sonst zumeist draußen stehen. Etwa Libera Sophie Dreblow und Zuspielerin Doreen Engel. Für die erst 16-jährige Dreblow war es das erste komplette Bundesligaspiel. Auch die 32-jährige Engel hat lange nicht über die volle Distanz auf der Platte gestanden. „Gute Frage, keine Ahnung“, antwortete sie auf die Frage nach dem letzten kompletten Spiel. Um so mehr habe sie es genossen. „Es war schön, die Chance zu haben. Ich weiß, der Trainer setzt auf mich.“ Sie freute sich über die drei Punkte. „Mit der Gesamtleistung können wir aber nicht zufrieden sein.“ Insbesondere, weil die sehr jungen Berlinerinnen drauf und dran waren, einen zweiten Satz zu gewinnen. „Wenn das Spiel auf der Kippe steht, fehlt uns das Selbstvertrauen“, so Doreen Engel. Und das war nach den drei Niederlagen gegen Schwerin, Stuttgart und im Pokal gegen Münster angeknackst. „Heute haben wir aber neu aufgetankt.“ Und die wichtigste Erkenntnis, so Engel: „Unser Kader ist so stark, dass auch die zweite Sechs bestehen kann.“

Nervöse Phasen sind normal

Allerdings musste Salomoni im zunächst sehr engen dritten Satz reagieren. Für die abfallenden Lisa Gründing und Ivonee Montano kamen Bernarda Cutuk sowie Michala Kvapilova aufs Feld. Sie machten jeweils mit der ersten Ballberührung einen Punkt. „Ich musste wechseln, um den Sieg nach Hause zu holen“, räumte Salomoni ein. Doch man dürfe nicht vergessen, dass nervöse Phasen völlig normal seien. „Wir haben auch 18- und 19-Jährige auf dem Feld. Außerdem war nach drei Niederlagen Verunsicherung da. Und der VCO hat schon so manches Team in Schwierigkeiten gebracht. Klar, dass wir da keinen Sahne-Volleyball bieten.“ Diese Erkenntnis hätte er sich von dem einen oder anderen Zuschauer gewünscht.

(Von Peter Stein)

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