Vamos-Fraktion im Vormarsch

Seomara Sainz und Ivonee Montano wollten gestern unbedingt noch ein bisschen Shoppen gehen. Bevor die Mexikanerin und die Kolumbianerin vom Volleyball-Bundesligisten SC Potsdam nächste Woche wieder in die Heimat düsen, möchten sie im Koffer das eine oder andere Souvenir verstauen.

Seomara Sainz weiß schon, was sie kaufen möchte. „Ein paar Kaffeetassen mit einem Bild von Potsdam oder Berlin drauf“, erzählt die 19-Jährige. Denn ihr Trainer daheim in Baja California, nahe der Grenze zum US-Bundesstaat Kalifornien, sammele solche Tassen. Außerdem kann sie noch das eine oder ander Basecap überreichen. Denn sechs Mal wurde die Außenangreiferin in der vergangenen Saison zur wertvollsten Spielerin ihres Team gewählt. Ein Grund mehr für ihren Verein, die sprunggewaltige Mexikanerin zu halten. Auch bei Ivonee Montano laufen die Vertragsgespräche in diese Richtung. Ein Wiedersehen in Potsdam können sich beide jedenfalls vorstellen. Aber erst einmal freut sich die gleichfalls erst 19 Jahre alte Kolumbianerin auf daheim. Denn ihre Familie in Cali erwartet Zuwachs, ihre Mutter Maria ist schwanger. „Im Juni soll das Baby kommen, da möchte ich natürlich bei meiner Mutter sein“, erzählt Ivonee Montano, die noch einen Bruder Gustavo (24), der Basketball
spielt, und eine Schwester Marie Julie (14) hat. Ihr Vater Graciliano ist von Beruf Musiker. Er spielt Saxophon.

Virtuos ging es für die Südamerikanerin, die mit zwölf Jahren – als die Familie eine Zeit lang in Venezuela lebte – zum Volleyball kam, bei ihrer Premierensaison in Deutschland zu. Zuvor spielte Ivonee Montano in der Serie A1 in Italien bei Ornavasso. Weil sie dort als zweite Diagonalangreiferin kaum zum Zuge kam, hoffte sie bei Potsdams italienischem Coach Alberto Salomoni auf mehr Einsatzzeiten. Und tatsächlich. Bei ihrem ersten Pflichtspiel für den SC, dem Derby beim Köpenicker SC, avancierte sie gleich zur „Matchwinnerin“. Danach musste sie noch mal zurück zum Zentralamerika-Cup, wo Kolumbien unter anderem mit ihr 0:3 gegen Mexiko mit Seomara Sainz unterlag. Anschließend geriet die Diagonalangreiferin, die einmal Tierärztin werden möchte, in eine sportliche Krise, schien keine Bindung zur Mannschaft zu finden. Erst als Trainer Salomoni es mit Ivonee Montano im Januar auf der Mittelblockposition versuchte, lief es besser und besser. „Diese Position spiele ich auch in der Nationalmannschaft“, verrät die 1,87 Meter große, schlaggewaltige Akteurin mit der Trikotnummer 17. „Das gefällt mir besser, am Block fühle ich mich wohler.“

Die Spanisch sprechende Fraktion mit Sainz, Montano und Jessica Rivero sorgte auch für den Teamspruch: „Vamos“ – „Auf geht’s“ heißt es da, wenn sich die Spielerinnen vor dem Gang auf das Spielfeld im Kreis aufstellen und kurz abklatschen. Sainz, die mit ihrem Heimatverein Baja California noch das Final Four um die mexikanische Meisterschaft bestreiten wird und deren Freund Enrique Ugalde gleichfalls als Außenangreifer zur Nationalmannschaft gehört, trifft im Sommer mit der Auswahl beim Grand Prix neben Peru wieder auf Kolumbien. Dann werden sich die beiden Wahl-Potsdamerinnen ganz sicher besonders herzlich umarmen und vielleicht ein „Vamos“ zurufen. Peter Stein (MAZ)

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