Weniger Spielerinnen, weniger Etat

So plant Potsdam die Zeit nach Corona

Quelle: Sebastian Kayser Bildzeitung

Es war ein Meilenstein in der jüngsten Geschichte des SC Potsdam. Das 3:2 gegen Top-Klub Schweriner SC am 7. März sahen 2000 Zuschauer. „Zum ersten Mal seit sechs Jahren waren wir ausverkauft. Es sollte der Aufbruch zu was ganz Großem werden“, sagt Sportdirektor Toni Rieger (43). Dann kam Corona.

Den dritten Platz hatten die Volleyballerinnen sicher, die Playoffs sollten die bis dato beste Saison der Klub-Historie krönen. Der erste Meistertitel winkte. Rieger: „Um den irgendwann zu holen, sind wir 2009 aufgestiegen.“ Alles aus.

Mit verheerenden Folgen. Normalerweise lebt ein Verein im Jahr nach einer erfolgreichen Saison von den (finanziellen) Lorbeeren, die man sich erarbeitet hat. Das ist nun nicht möglich. Rieger: „Uns sind allein an Zuschauer-Einnahmen und Prämien 70 000 Euro durch die Lappen gegangen. Die Playoffs sind die finanzträchtigsten Spiele.“ Bei einem Etat von 700 000 Euro eine ordentliche Hausnummer.

Noch viel schlimmer: „In dieser Zeit aquiriert man Sponsoren für die kommende Saison. Da helfen super Spiele und eine grandiose Atmosphäre.“ Beides fehlt nun. „Mögliche Geldgeber sind uns so verloren gegangen und einige müssen ihr Engagement verringern, weil es ihnen selbst nicht gut geht.“

Das heißt, dass gespart werden muss. Erste Maßnahmen: „Wir haben Kurzarbeit angemeldet und werden mit elf statt zwölf Spielerinnen in die Saison gehen. Wir können nicht das ins Team investieren, was wir uns finanziell vorgenommen hatten“, sagt Rieger.

Zudem soll bei den Ausgaben für Heimspiele gekürzt werden, der Etat sinkt um 50 000 bis 70 000 Euro. Die Vorbereitung findet ausschließlich in Deutschland statt, es sei denn, in Polen, wo es starke Gegner gibt, entspannt sich im Sommer die Lage.

Auch ein weiteres Ziel ist nun in weite Ferne gerückt. Rieger: „Wir hätten gern einen Sponsor in unserem Namen, das wird nun nichts mehr, da wir mit niemandem reden konnten.“ Und da niemand weiß, wann die neue Saison beginnt und unter welchen Bedingungen, wird die Lage nicht einfacher.

Da ist es eine Erleichterung und ein tolles Signal, dass mit Kapitänin Antonia Stautz (26), Laura Emonts (29) und Aleksandra Jegdic (25) zwei Leistungsträgerinnen während der Corona-Krise verlängert haben. Aber ob sie nochmal für den SCP spielen? Bei den Männern mussten drei Klubs wegen Corona die Segel streichen.

Droht den Frauen ein ähnliches Desaster? „Keiner weiß, was im Dezember wird. Dauert es so lange, wird es für alle Vereine schwer“, weiß der Sportdirektor. Denn alleine die Zuschauer machen 150 000 des 700 000-Euro-Etats aus.

Dass die Spielerinnen wegen der Krise billiger werden, sieht Rieger übrigens nicht so. „Im Ausland werden weiter Top-Gehäter gezahlt, auch in Italien. Ich weiß nicht, wo deren Gelddruck-Maschine steht. Gerade die Manager treiben trotzdem den Preis nach oben, bestenfalls gehen sie nicht runter.“ So bleibt nur die Erinnerung an den 7. März und ein Spiel das alles hätte ändern können…

Datum: