„Das Meisterwerk“, die Reise eines Teams das Geschichte schrieb!

Was vor vier Jahren einmal begann, als Martin Rosseck und Nicole Markwart sich auf einem WK IV Wettkampf zufällig trafen, sollte mit der Übernahme des Jahrgangs 2009 durch Nicole seinen Lauf nehmen. Normalerweise bei den Jungs zu Hause hatte die eigene Tochter Alea den Ausschlag gegeben eine Mädchenmannschaft zu trainieren. Der Respekt war am Anfang sehr groß, die gerade mal 8-9-jährigen Mädchen hatten es nun mit einer strengen und fordernden Trainerin zu tun. Von Anfang an war für Nicole klar, dass das Ziel der Titel in der Altersklasse U14 ist. Unter diesem Maßstab begann das Training. Viel Koordination, sehr viele Ballkontakte und vor allem das schlaue Spielen standen auf dem Trainingsprogramm. Pritschen war out, es wurde gebaggert was das Zeug hält, es dürfte nur noch im Sprung gelegt werden und das auch noch mit rechter und linker Hand. Aufschlag von unten wurde gar nicht erst eingeführt. Dazu standen Anstrengungsbereitschaft und Kampfgeist auf dem Programm. Nicht umsonst haben sich die Mädchen von dem älteren Jahrgang 08 den Namen „Kampfschweine“ verdient.

U11 Siegerehrung 2019

 

Es folgte ein überragendes U11 Jahr, in dem die Potsdamer Mädels des Jahrgangs 09 alle dominierten. Die Altersklassen U12 und U13 blieben den Mädchen verwehrt, kein Titel, keine Turniere – Corona machte jedem Sport ein Ende. Eine schwierige Zeit für alle Kinder.

 

Tino Lehwark war inzwischen auf den Trainerzug aufgesprungen und hat nach seinen erfolgreichen Lizenzerwerben als Co-Trainer ganze Arbeit geleistet. Besonders als Nicole zudem durch ihre schwierige Schwangerschaft nicht mehr in die Halle kommen konnte, hat er alle Aufgaben übernommen und die Mädchen weiter vorangebracht.

 

Endlich kam das ersehnte U14 Spieljahr. Endlich die Saison um den deutschen Meistertitel.

Von Anfang an dominierte die Mannschaft den Brandenburger Spielbetrieb. Auch in Schwerin konnte man auf einem stark besetzen Turnier den Nordcup gewinnen. Wie wir heute wissen, im Finale durch einen Sieg gegen den jetzt amtierenden Deutschen Meister der U14 im männlichen Bereich – dem SCC Berlin. Eine unfassbar starke Leistung. Schon seit Jahren hatte keine Mädchenmannschaft mehr das Turnier in Schwerin gewinnen können.

Turniersieg in Schwerin, November 2021

 

Die letzten Trainingseinheiten waren extrem gut. Einige Spielzüge hatten ein enorm hohes Niveau und ließen schon erahnen, dass der Titel in Reichweite sein könnte.

 

Zunächst setzten sich die starken Potsdamerinnen auf der Nordostdeutschen Meisterschaft gegen Marzahn, Dessau und RPB Berlin durch und qualifizierten sich damit für den ersehnten Finalwettkampf. Die höchste nationale Meisterschaft im Jugendbereich. Schon die Qualifikation ist immer etwas Besonderes. Gerade in diesem für den SCP schier magischen Jahr. Nicht nur, dass sich historisch bisher einmalig gleich alle 4 weiblichen Altersklassen für die deutschen Meisterschaften qualifiziert hatten, auch der U18 gelang es überraschend aber verdient sich die Teilnahme an der DM zu sichern. Erstmalig gelang es der Bundesligamannschaft in das Play-Off Finale um die Deutsche Meisterschaft einzuziehen. Sogar den Matchball für den Titel hatten die Damen sich schon erspielt. Aber es sollte noch nicht sein. Kapitänin Laura Emonts gab unseren U14 Mädchen, die Jahr für Jahr fleißige Ballmädchen in der MBS-Arena waren, vor der Deutschen Meisterschaft per Videobotschaft den Auftrag mit: „Macht es besser als wir, holt euch Gold!“ – Was für eine Motivation?!

 

Als große Besonderheit gab es vom Gesamtverein SC Potsdam kleine Promovideos der DM-Teilnehmer. Mit Filmkamera und Interview. Total professionell. Da waren die Mädchen schon ein bisschen aufgeregt im Trainingslager.  Eine Woche vor der Abfahrt wurde das Video online gestellt und löste bei allen Gänsehaut und ein richtig gutes Gefühl aus. Auch hier liegen ein paar Prozentpunkte für den Gesamterfolg.

 

Schließlich kam das allerletzte gemeinsame Training in der HMA-Sporthalle. Unsere gemeinsame Reise ging nun ihrem Ende zu. Nach dem Turnier wird Nicole die Mannschaft abgeben, auch Tino wird sich neuen Aufgaben widmen und für die Mädchen ist es nach vier Jahren Zeit für einen Trainerwechsel. Entsprechend emotional begann das Training, die ein oder andere Träne wurde schnell weggedrückt und wir trainierten noch einmal die bekannten Abläufe – Spielerwärmung, Einspielen, Einschlagen, Aufschlag-Annahme, Dankeballsituationen und KII. Jetzt war es getan. Es gab nichts mehr zu lernen. Alles, was wir brauchten hatten wir in den vier Jahren trotz sehr langer Corona-Pause gelernt. Nur dem Sprungaufschlag trauern wir etwas wehmütig hinterher, ohne Corona hätte es auch hier richtig gescheppert.

 

Die Nacht zum Donnerstag sollte die schwierigste sein, vielen fiel das Einschlafen schwer. Nur noch einmal schlafen, dann ging es auf die Reise nach Borken. Vier Jahre haben wir darauf gewartet.

Abfahrt ins Abenteuer DM

 

Am Freitag um 07:30 Uhr trafen sich alle an der HMA-Sporthalle und auf ging es mit einer fröhlichen Fahrt und Fahrer Matze auf Tour. 13:35 Uhr waren nach kleinen Päuschen alle wohlauf zum Einchecken angekommen. Natürlich waren wir die ersten J Nichts anbrennen lassen, war die Devise. Wir konnten uns also schon die geschmückte Haupthalle ansehen und Turnierchef Bernd kennenlernen. Nachdem alle organisatorischen Belange erledigt waren, spazierten wir seelenruhig durch den schönen Park zur BKB-Halle, in der wir zuerst trainieren und spielen würden. Als wir losliefen war auch der nächste DM-Teilnehmer Bad Laer angekommen und man spürte schon, dass ein Lautsprecher-Battle zu erwarten war.

 

Da die Halle erst 14:30 Uhr geöffnet wurde, konnten wir vor der Halle noch ein bisschen entspannen. Dann ging es endlich los. Wir nutzen den Vorteil als Ersttrainierende und konnten am Netz schon ein bisschen „Daddeln“ bevor unsere offizielle Trainingsstunde um 15:00 Uhr begann. Die hatte ein besonderes Licht und auch einen Basketballkorb über dem Netz. Gegebenheiten, an die man sich in dem Abschlusstraining schon gewöhnen konnte. Sagen wir es so, es war wie es sein sollte, das letzte Training vor dem Wettkampf ist immer schlecht 😉 Wir haben nicht annähernd unser Niveau erreicht, aber das Grundziel Hallengewöhnung war erreicht.

 

Im Anschluss hieß es duschen und die Gruppengegner aus Wiesbaden im Training beobachten, da man von den meisten Mannschaften vorher überhaupt keine Informationen zum Spielniveau hatte. Die Mädchen sind mit Tino und dem Partybus dann 15 min bis nach Reken in die Jugendherberge gefahren. Dort wurden schon die Betten bezogen, während der Headcoach noch die weiteren Gegner beim Training in Borken beobachtet hat.

 

Zum Abendessen waren dann wieder alle beisammen. Während Eneas die Jugendherberge zusammengebrüllt hat, weil bei seinem aktuellen Entwicklungssprung plus zweimal Zahnen nur Mama hilft, wurden dann der Ablauf für den nächsten Tag sowie die drei Gegner besprochen.

 

Schon um 21 Uhr lagen die Mädels im Bett und die ersten haben schon geschlafen. Wenn das mal kein gutes Startzeichen für den nächsten Tag war.

 

Um 07:30 Uhr ging es zum Frühstück, dort wurden schon die ersten Blicke mit den anderen Mannschaften ausgetauscht. Paderborn und Neustadt-Glewe  waren in derselben Unterkunft beherbergt. Dann ging es auch schon los mit dem Partybus Richtung Haupthalle zur großen Eröffnung.

 

Während sich die Halle langsam füllte, waren die Potsdamer Eltern schon da, eingekleidet von NeeFee als schwarzer Fanblock, wurden schon die ersten Vorbereitungen getroffen und die Muttis konnten in aller Ruhe die Mädels frisieren 😉

Der Elternfanblock

 

Dann ging es zur Trainerbesprechung. Alles lief fair und sportlich ab, das war Spitzenklasse. Leider muss man negativ festhalten, dass nicht einmal ein Vertreter der DVJ es für nötig gehalten hat, bei einer Deutschen Meisterschaft mit Anwesenheit zu glänzen, das zeigt leider weder Wertschätzung für die Mühen des Ausrichters noch für die Jugendarbeit und vor allem die anwesenden Sportlerinnen der 16 Vereine.

 

Nun aber zu dem wirklich großartigen Teil. Der Eröffnungszeremonie. Zum einen gab es einen super verrückten engagierten Hallensprecher, der die Bude schon mal richtig eingeheizt hat, bevor es losging, zum anderen wurde das Einlaufen der 16 Mannschaften durch das Borkener Blasorchester begleitet, das war schon sehr cool. Einen richtigen Gänsehautmoment gab es als die Nationalhymne vom Orchester gespielt wurde. Bei Trainerin Nicole flossen beim Anblick ihrer acht Mädels direkt die ersten Tränchen, es würde ein unglaubliches Turnier für sie werden.

 

Nach diesen wunderbaren ersten Eindrücken spazierten wir ganz gemütlich in unsere Spielhalle. Da wir erst in der zweiten Spielrunde ran dürften, hatten wir viel Zeit. So konnten wir ganz in Ruhe unsere Stuffausrüstung bereitstellen, alles noch mal überprüfen, uns in Ruhe umziehen. Noch während die vier Mannschaften der ersten Spielrunde sich einspielten, begannen wir seelenruhig und ausgiebig mit unserer Ersterwärmung, dafür war um diese Zeit noch genug Platz und wir konnten uns kurz nach Spielbeginn alle Partien in Ruhe ansehen.

 

Dann sollte es endlich losgehen. Auf Feld 2 starteten wir in unsere Spielerwärmung. Zuerst unser Teamritual, mit dem wir der ganzen Halle und vor allem unseren Gegnern erst Mal zeigten, dass wir lautstark am Start sind, dann unser Erwärmungsfangspiel mit Ball, es folgten Bewegungsabläufe, die schließlich in einer Choreo endeten. Nun ging es endlich an den Ball. Auch beim Einschlagen haben wir richtig Druck gemacht und unsere Angriffe bejubelt.

 

Der erste Gruppengegner war FT 1844 Freiburg. Wir schätzten den ersten Gegner als den machbarsten ein und wollten somit die Chance nutzen von Anfang an mit Vollgas in das Turnier zu starten. Der Auftakt gelang uns sehr gut. Vor allem mit gezielten, starken Aufschlägen dominierten wir das Spiel und ließen nur 11 und 9 Gegenpunkte zu. Ein perfekter Start in der Vorrunde.

 

Da VC Wiesbaden und VoR Paderborn ein sehr ausgeglichenes Spiel ablieferten, machten wir uns auf eine enge Partie gefasst. Taktisch waren wir gut eingestellt, dennoch machten unsere Gegnerinnen uns das Leben schwer und konnten im ersten Satz immer wieder die Führung erspielen. Denkbar knapp konnten wir gerade so ein 26:24 herauskämpfen. Das war von uns leider die schwächste spielerische Leistung. Vor allem in der Annahme setzten uns die Paderbornerinnen mächtig unter Druck. Aber auch wir legten im Aufschlag noch einmal zu und konnten am Ende mit 21 Gegenpunkten glücklich und erleichtert vom Feld gehen. Wir wünschen auch von hier der verletzten Spielerin noch einmal gute Besserung, wir haben uns gefreut zu sehen, dass du, als aus unserer Sicht stärkste Spielerin eurer Mannschaft, im Turnier weiterspielen konntest.

 

Nun hieß es gegen VC Wiesbaden um die Plätze 1 und 2 der Vorrunde zu spielen. Wir wollten auf jeden Fall den schwierigen Weg des Überkreuzspiels vermeiden und durch den Gruppensieg wichtige Kräfte sparen. Auch hier war das Ziel mit einem klaren 2:0 den Tag zu beenden. Die Mädchen vom VC Wiesbaden lagen uns deutlich mehr als die starken Mädchen aus Paderborn. Wir konnten so langsam an unsere gewohnte Spielstärke herankommen und uns noch einmal im Aufschlag steigern. Dennoch war unsere Annahme immer noch nicht zufriedenstellend. Durch unsere klugen Angriffslösungen gelang am Ende das Ziel 2:0 mit je 19 Gegenpunkten.

Gruppensieger

 

 

Das Tagesziel Vorrundensieger und damit das Erreichen des Viertelfinals war gesichert. Platz 8 war als sicheres Netz gespannt. Ohne Satzverlust konnten wir mit zum Teil mäßigen Leistungen in Annahme und Zuspiel den Tag ausklingen lassen. Nach dem Duschen ging es langsam Richtung Bus und wir fuhren zum Abendessen nach Reken ins La Grappa. Dort genossen wir an einer Tafelrunde leckere Pasta und resümierten ein bisschen das letzte Trainingsjahr. Es fühlte sich immer noch surreal an, dass am nächsten Tag bereits der Abschied anstehen sollte und unsere gemeinsame Zeit enden sollte.

 

Ausgelassen ging es zurück in die Jugendherberge. Dort wurden nach einer individuellen Nachbereitung noch die Trikots gewaschen. Die Mädels fühlen sich in ihrem geliebten Schwarz einfach am wohlsten – wieder ein paar Prozentpunkte auf der Erfolgsskala. Tinos Zimmer sah nach einer Profikabine aus, in der schon mal die Trikots auf Bügeln für jeden Spieler parat hängen. Auch an diesem Abend ging es zeitig ins Bett, so dass wir ausgeruht in den entscheidenden Matchday starten würden.

 

Bereits um 07:00 Uhr aßen wir völlig unter uns gemütlich Frühstück. Alle Sachen waren bereits verstaut und die Zimmerschlüssel abgegeben. Der Partybus setzte sich ein letztes Mal Richtung Haupthalle in Bewegung. Wir wollten unbedingt vom Viertelfinale bis zur Siegerehrung in der Halle bleiben. Dafür galt es einem Matchplan zu folgen.

 

Wir waren natürlich wieder die erste Mannschaft in der Halle J So hatten die Muttis erneut Zeit für den wichtigen Frisierpart. Während einige schon daddelten spürte Emma, dass es ihr nicht gut ging. Kein Problem Emma – wir sind EIN Team, wir schaffen das. In der Kabine klärten wir unsere Aufstellung und konnten auf Grund unserer guten Spielanalyse die Taktik gegen den TV Rottenburg festlegen.

 

Mental waren alle voll da, vor allem für Emma wollten wir kämpfen und natürlich die sichere Medaille erspielen. Total fokussiert spielten wir die armen Mädels völlig an die Wand. Wir machten keine Fehler und konnten in einem unfassbar schnellen Spiel mit 7 und 9 Gegenpunkten einstellig die ersehnte Medaille erkämpfen. Man war das ein Spiel. Es flog im D-Zug an Trainern, Zuschauen und Gegnern vorbei. Der absolute Wahnsinn. Wir haben eine Medaille! Die Freude war riesig und doch wollten wir auch noch einen Step weiter.

 

Wir wussten, dass wir höchstwahrscheinlich auf Unterhaching treffen würden. Aus Sicht von Trainerin Nicole das bis dahin stärkste Team des Turniers. In der Kabine war klar, wenn wir fünf Mal gegen sie spielen, wir würden wahrscheinlich vier Mal verlieren. Aber einmal würden wir auch einen Sieg rausschlagen. Und genau dieses Spiel würden wir heute spielen. Wir wollten nicht Bronze, wir wollten Edelmetall. Wir wussten, dass würde richtig schwer werden und wir müssten unser mit Abstand bestes Spiel spielen. Kämpfen wie Helden, jeden Zentimeter verteidigen, blocken wie die Götter. Das sollte unser Spiel sein.

 

Da wir noch eine Weile auf den Spielbeginn warten musste, der sich durch die andere Partie verzögerte, fing Anni aus der Laune heraus an zur Musik in der Halle zu grooven, irgendwie stiegen dann alle mit ein und es fühlte sich mit jedem Moment toller an. Wir genossen einfach den coolen Moment. Was dann kam, kannte Nicole schon. Es stellte sich dieses bestimmte Gefühl ein. Sportler nennen es Flow, das ist der Augenblick, in dem du weißt, dass alles passt, das alles gelingen wird, dass du dieses Spiel zweifelsfrei gewinnen wirst. Du weißt es einfach. Nicole hatte genau dieses Gefühl und hatte ihrem Team zuvor schon davon erzählt. Nun bevor das Spiel begann, war klar: wir gewinnen.

 

So startete die fokussierte Potsdamwalze erneut und in einem perfekten Spiel, einem absolut perfekten, fehlerfreien Spiel ließen wir die Mädchen aus Unterhaching und München nicht den Hauch einer Chance, um in ihr Spiel zu finden. Die sonst extrem guten Angriffe, konnten durch die schlechten Annahmen kaum umgesetzt werden und wenn doch, dann waren wir im Block da. Nur selten gelang ihnen ein komplett guter Spielzug, wie sie diese zuvor im Turnier immer wieder gezeigt hatten. Wir schlugen auf wie Raketen, griffen an wie Maschinen und Schachspieler und waren mental absolut überlegen. Wir holten uns damit die Silbermedaille und erspielten uns die Chance auf Gold. Boah. Vier Jahre für diesen Augenblick. Was für ein Moment.

 

Noch völlig im Adrenalinrausch sollte das Trainerteam dann für das Einlaufen die Teamliste ansagen – oh man, das ging schon mal leichter. Noch immer hormongetränkt gingen wir zum Mittagessen. Wir wussten wir haben jetzt viel Zeit trotzdem war es wichtig nur mäßig zu essen, damit wir uns nicht so schwer fühlen. Während Nicole noch Borken analysierte, gingen die Potsdamerinnen mit Tino im Park spazieren. Frische Luft tanken und mal raus aus der Halle, weg von den Spielen. Das tat allen gut. Noch im Park gab es dann die taktische Besprechung für das Finale. Wir wussten sie haben drei starke Angreiferinnen, die auch sehr variabel spielen können und durch einen Drehschlag schnell einen scheinbaren Diagonalangriff zu einem Linienschlag ändern können. Es war wichtig im Block richtig zu stehen, da wir vor allem die Angriffe von 9 und 11 nur schwer würden abwehren können.

 

So eingestellt ging es gegen 14 Uhr wieder in die Halle. Das Feld war bereits umgebaut für das Finale. Der Hallensprecher heißte schon wieder mächtig ein und die Tribüne füllte sich. Wir starteten wieder mit rhythmischen Tanzbewegungen zur Musik und ließen dabei ein paar Bälle kreisen. Dann kamen unser lautes Ritual, das Erwärmungsspiel, die Bewegungsabläufe, die Choreo – damit hatten wir die volle Aufmerksamkeit. Und auch hier lagen wieder ein paar Prozentpünktchen für den Erfolg. Nach dem Einspielen zeigten beide Mannschaften beim Einschlagen, dass alle ordentlich draufhauen können.

 

Danach hat der Hallensprecher wieder alles gegeben und beiden Teams einen würdigen Finalauftakt bereitet. Das große Einlaufen vor 500 Zuschauern macht schon was her. Wahnsinn. Die Stimmung war großartig. Dann sollte es endlich losgehen, unser allerallerletztes gemeinsames Spiel.

Aufstellung vor dem großen Spiel

 

Natürlich haben wir in der Taktikbesprechung die Schwierigkeit angeschnitten auf dem umgebauten Feld das Spielfeld beim Aufschlag zu treffen. Aber hey, es kam, wie es kommen musste, wir starteten erst einmal mit einigen ordentlich langen Aufschlägen in das Finale.

 

 

Auch gelang es den starkangreifenden Borkener Spielerinnen ein paarmal den Ball heftig bei uns zu versenken. Aber ein schwieriger Start brachte uns nicht mehr aus der Ruhe, das hatten wir so oft erlebt in der Saison. Rückstände aufholen, schwierige Phasen überstehen, das ist eine unserer größten und effektivsten Stärken. Mental im festen Glauben an unser Können spielten wir uns langsam rein in das Finale. Nach den ersten Aufregungsfehlern waren unsere taktischen und gezielten Angriffe das Mittel zum ersten Satzsieg. 25:21 Wahnsinn. Unsere Gegnerinnen fanden nicht gut ins Spiel, haben sich zu schnell unter Druck setzen lassen, gerade die beiden Hauptangreiferinnen hatten Schwierigkeiten gegen uns zu punkten.

„Hier kommst du nicht vorbei“

Am Ende war es nur noch der Linienschlag, gegen den wir chancenlos waren. Beide Teams schlugen im zweiten Satz deutlich besser auf und so waren auch die Annahmen für alle schwieriger. Wir können aus den Bällen deutlich mehr herausholen und auch in schwierigen Situationen behielten wir die Ruhe. Gerade wenn es stressig wurde, spielten wir schlau und wurden belohnt. In der Mitte des Satzes kämpften sich die Borkener Mädels noch einmal eng heran und ein Ausgleich schien möglich. Das Trainerteam des SCP machte mit einer Auszeit einen Tie-Break aber unmöglich und setzten noch einmal auf die Stärken unseres Teams und die Blocktaktik. Wir hielten den Druck auf die Gegner hoch und kämpften Punkt um Punkt heraus. Schließlich kam er der Matchball. Mit einem glücklichen Netzroller sollte das Wunder perfekt werden. 25:21. Ohne Satzverlust Deutscher Meister in der Altersklasse U14. Der absolute Wahnsinn!!!! Die Tränen flossen auf beiden Seiten. Silber glänzt immer erst mit ein wenig Abstand richtig gut – ein verdienter Deutscher Vizemeister.

Glückwunsch zum Vizetitel und Vielen Dank für die tolle Ausrichtung RC Borken-Hoxfeld

 

Doch so richtig geheult wurde beim SC Potsdam. Da flossen alle Bäche auf das Spielfeld und auch im Potsdamer Fanblock blieb wohl kein Auge trocken. Das Trainerteam völlig überwältigt. Die Anspannung der letzten Wochen fiel ab. Unglaublich. Wir hatten einen Plan, vor vier Jahren wurde er entwickelt, an diesem Wochenende wurde er in Perfektion umgesetzt. Das große Ziel Deutscher Meister – nun ein Fakt. Unfassbar. Was für eine Wahnsinnsleistung?!

Der Moment des Erfolges

 

Zehn Jahre nach dem letzten Titel für den SCP sollten die Mädchen des Jahrgangs 2009 Geschichte schreiben. Für ewig stehen sie in den Annalen als Deutsche Meisterinnen 2022. Überhaupt das erste Mal in der Geschichte der Volleyballabteilung wurde in der Altersklasse U14 der Titel in die Landeshauptstadt geholt. Man Mädels – großartig! Es fehlen die Superlative um diese Leistung zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort so abzurufen. Ihr seid die besten – die besten Mädchen in ganz Deutschland!!! Das werdet ihr niemals in eurem Leben vergessen! Ihr habt euch unsterblich gemacht!

Trainerin Nicole bejubelt den Erfolg

 

Aber mit all den Tränen sollte noch nicht Schluss sein. Nachdem wir uns bei unserem Fanblock und den anfeuernden Teams, v.a. vom Marzahner VC, dem Schweriner SC und dem Dresdner SC und allen, die wir jetzt vergessen haben, bedankt und abgeklatscht hatten, fingen die Mädels wieder an zu tanzen. Wie sollte es anders sein. Was in unserem Team begann, sollte weiter gehen über Marzahn und Schwerin und schließlich erkannte und nutzte der Oberhammer-Hallensprecher den Moment und spielte mit „Cotton Eye Joe“ ein für alle unvergessliches Lied. Die ganze Halle wurde von einem riesigen Kreis ausgefüllt, indem unzählige Mannschaften gemeinsam zu dem Song tanzten. Die Stimmung war unglaublich! Total ausgelassen konnten alle mit glücklichen Augen einen einmaligen Moment erleben. Was für ein Volleyballfest?!

 

Dann kam was kommen musste, auch dieser unbeschreibliche und ereignisreiche Tag sollte zu seinem Ende kommen. Alle Mannschaften liefen noch einmal ein. Für die Siegerehrung hatten sich die Ausrichter etwas ganz Besonderes überlegt und jede einzelne Teilnehmerin erhielt eine Urkunde mit Mannschaftsfoto – eine super Aktion! Dann sollte es zu den Treppchenplätzen gehen. TSV Unterhachung und SV Mauerstetten hatten sich die Bronzemedaille erspielt. Der Ausrichter des RC Borken-Hoxfeld gewann Silber und schließlich erhielten die Mädchen vom SC Potsdam ihre Goldmedaillen. Auch dazu gab es die Urkunden, einen DM-Rucksack und sogar Blumensträuße. Großartig waren die Fontänen in den Farben schwarz-rot-gold. Absolut fantastisch war es in die Kulisse zu blicken, in all die volleyballverrückten Gesichter aus allen Ecken des Landes. Wir alle lieben diesen Sport und zelebrieren mit Herzblut den Volleyball. Das konnte man spüren. Danke an alle Teilnehmer, alle Trainer, Betreuer, Eltern – das war ein großes Turnier mit jeder Menge spannenden Spielen, mit Teamgeist, mit Fairness, mit Freundschaften, die vielleicht für immer bleiben. Es war ein Fest!

 

Wir möchten uns ganz herzlich beim Ausrichter aus Borken bedanken. Jeder einzelne Helfer und jede einzelne Helferin verdienen einen ganz großen Dank und Applaus für diese Ausrichtung. Sehen wir mal von dem kleinen Chaos mit dem Felderwechsel ab, so war es von vorne bis hinten top organisiert. Das Essen war super, alle waren freundlich und hilfsbereit, es gab Physiotherapeuten in den Hallen, deren Hände wir sehr gern und dankend genutzt haben, einen Fotografen, der sensationelle Fotos gemacht hat, einen Hallensprecher, der so richtig einheizen konnte und natürlich die Schiedsrichter, die kaum aufgefallen sind (das ist immer die größte Leistung, die man nicht hoch genug schätzen kann) und selbstverständlich die Turnierleitung. Ganz im Ernst, da dürfen sich kommende Ausrichter gern ein paar Tipps bei euch holen.

 

Nun aber zu den acht Akteurinnen, ohne die es niemals so gekommen wäre:

Emma Gierschner #8, Enya Heide #6, Finja Lehwark #11, Frederike Mai #20, Neele Hauptmann #14, Jule Schmerler #7, Annemarie Wiedmer #12, Lily Wohllaub #13

 

Emma, Enya, Finja und Frederike haben die vollen vier Jahre in dieser Mannschaft verbracht und von Anfang an war mir, Nicole, klar, dass mit euch richtig viel geht und das Ziel Deutscher Meister ein machbares ist. Schließlich kamen zuerst Annemarie und kurz darauf Neele zu uns – und sofort hat es gefunkt zwischen euch. Die Chemie in der Mannschaft passte perfekt. „Kampfschweine“ wie ihr genannt wurdet, war nicht nur ein Name. Ihr habt in jedem Training gekämpft und euch als Kern des 2009er Jahrgang vier Jahre an der Spitze gehalten und alle Erfolge eingefahren, die trotz Corona möglich waren. Schließlich kamen im letzten Spieljahr Lily und Jule ins Spiel, beide steigerten sich im Laufe der Saison enorm und konnten zu den anderen aufschließen. Es hat menschlich, sportlich, taktisch und kämpferisch einfach alles gepasst. Ihr acht seid das perfekte Team, wenn einfach alles stimmt. Gerade der Teamgeist, das gemeinsame große Ziel, derselbe Trainingseifer machen euch zu einer ganz besonderen Mannschaft. Ihr habt euch wahnsinnig entwickelt, unfassbar viel gelernt, vor allem im Kopf. Mentale Stärke wird so oft unterschätzt – aber man ihr seid einfach unschlagbar. Für mich seid ihr am Sonntag zu Helden geworden. Zu Vorbildern für viele Spielerinnen. Die Kleinen sehen nun zu euch auf. Den Titel Deutscher Meister habt ihr für immer und ewig. Noch in 30 Jahren werdet ihr euch daran erinnern, vielleicht euren Kindern und Enkeln von diesem Wochenende berichten. Von eurer Zeit als Jugendspielerinnen.

 

Aber zugleich – und jetzt fließen schon wieder die Tränen – ist es auch ein Abschied. Ein langer gemeinsamer Weg liegt hinter uns. Die schlechten Sachen werdet ihr vergessen, die guten für immer in Erinnerung behalten. Nun ist der Moment gekommen, an dem es Zeit ist, dass euch Flügel wachsen, ihr seid dem Kleinfeld entwachsen (sehen wir mal von der komischen U15 ab 😛 ) und macht euch nun auf eine noch viel längere Volleyballreise. Die Sportschulen in Potsdam und Cottbus sind nun eure Talentschmieden und auch Jule wird einen Weg gehen. Denkt daran euer bester Trainer seid ihr selbst. Eure zukünftigen Trainer werden euch viel beibringen, viel Neues, einiges, was anders sein wird und es warten viele neue Aufgaben auf euch. Vor euch liegen 6 Jahre als Jugendspielerinnen auf dem Großfeld. Und danach? Lebt eure Träume, seid die besten Spielerinnen, die ihr sein könnt. Kein Ziel ist zu hoch! Ich freue mich darauf euch von der Tribüne anzufeuern, ab und an mit einem wehmütigen Tränchen im Auge, aber vor allem voller Stolz darauf, dass ich euch ein kleines Stück dieses langen Weges begleiten dürfte. Ihr seid mir so ans Herz gewachsen und der Abschied tut verdammt weh. Wir sehen uns wieder J Einer für alle und alle für einen…

 

Ich möchte mich auch von den Eltern verabschieden. So engagierte Eltern hatte ich wirklich selten. Ihr habt Fantastisches geleistet. Nicht nur die perfekten Gene eurer Kinder, sondern alles, was ihr ihnen an Werten mitgegeben habt, hat sie zu Deutschen Meisterinnen und wundervollen Menschen gemacht. Auch auf euch bin ich wahnsinnig stolz. Ihr habt nicht nur die Mädchen, sondern auch Rossi, Tino, die Bundesliga und auch im letzten Jahr Rico und meinen Sohn wahnsinnig unterstützt. Jede Kleinigkeit, jeder Anruf, jeder Kuchen, jede Autofahrt hat uns alle gemeinsam zu Deutschen Meistern gemacht! Ihr seid großartig! Danke für das Vertrauen in unser Trainerteam und dass ihr uns eure größten Schätze anvertraut habt. Ich werde euch nie vergessen!

Danke Tino! Man ohne dich wäre ich völlig aufgeschmissen gewesen. Egal, ob in meiner längeren Zwangspause oder im Training. Ich konnte immer jede Sekunde auf dich zählen. Diesen Sieg hätten wir ohne dich nicht errungen. Gerade das Niveau im Aufschlag und die vielen Aufschlagpunkte verdanken wir zum größten Teil deinem Training und deinen Aufschlagtaktiken. Auch du hast enorm viel gelernt und bist gewachsen! Danke, dass ich den perfekten Co-Trainer an meiner Seite haben dürfte – nur mit dir und deinem Engagement konnten wir das erreichen!

 

Danke an alle, die uns über die Jahre unterstützt haben. Danke an den Verein und die Abteilung und danke an Rossi, dass du mich damals gefragt hast, ob ich den Jahrgang nicht machen möchte (obwohl ich gesagt habe, ich will nie wieder Mädchen trainieren). Ich hatte die besten Mädchen, der Welt und eine unvergessliche Zeit. Es fällt mir heute sehr schwer zu gehen, aber es ist Zeit. Die Pause notwendig. Danke für das Vertrauen!

 

Der SC Potsdam kann stolz sein auf seine Volleyballabteilung. Hier leben so viele Menschen mit Herzblut das Ehrenamt. So viele kleine Bausteine, die am Ende den Erfolg einer einzelnen Mannschaft zum Erfolg eines ganzen Vereines machen. Es war für die Abteilung eine großartige Saison. Was für ein Jahr 2022?! DEUTSCHER MEISTER 2022 FÜR IMMER.

Unsere Golden Girls:

 

 

 

 

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