10. Spieltag: Young Rockets – SC Potsdam 13:6 (4:0;7:1;2:5)

An einem Sonntagnachmittag, an dem das Wetter bilderbuchmäßig wechselhaft und den Vorurteilen des Aprilwetters gerecht wurde und im Laufe des Tages von Regen über Sonnenschein hinzu Hagelschauer wechselte, stand es an, das entscheidende Spiel um die Playoffs gegen die Young Rockets. Vier Punkte und eine verbesserte Tordifferenz müssten es aus den letzten drei noch verbleibenden Saisonspielen werden, um die Eisbären doch noch vom vierten Tabellenplatz zu verdrängen. Doch auch für die Young Rockets ging es noch um eine bessere Platzierung. Dementsprechend gut besetzt standen sie uns gegenüber. Auf unserer Seite war mal wieder das Fehlen der besten Torschützen zu beklagen. Die beiden vorhandenen Reihen aber waren voller Tatendrang, den ersten Schritt in Richtung Playoffs zu machen. In einer architektonisch gar nicht mal so clever konzipierten Halle, bei denen der Durchgang in die Halle für alle nur durch unsere Kabine führte und der Weg zu den nächsten Toiletten dem Terminalwechsel am Frankfurter Flughafen ähnelte (auch hier sollen schon Passagiere tagelang vermisst worden sein), war auch der Hallenboden eher für Curling oder eine andere Sportart, bei denen ein niedriger Haftkoeffizient benötigt wird, ausgelegt. Martins Ansprache, in welcher er unseren Saisonverlauf mit dem EKG eines halbwegs gesunden Sinusrhythmus metaphorisierte, stellte uns taktisch gut ein und machte Bock auf das Spiel.

 

Erstes Drittel (4:0)

Das Spiel begann mit einem gegenseitigen Abtasten ohne große Tormöglichkeiten auf beiden Seiten. Vereinzelte Vorstöße auf das gegnerische Tor konnten von beiden Abwehrreihen weitestgehend gestoppt werden. Unser in den letzten Wochen geübter Aufbau sollte heute leider mal so gar nicht funktionieren. Das unglaublich hohe Pressing der Young Rockets lies oftmals nur einen weiten Ball nach vorne zu, der selten gefährlich wurde. Auf der anderen Seite ging der Ball schnell hin und her und offenbarte teils große Abstimmungsschwierigkeiten beim Übernehmen von Gegenspielern. So kam es, wie es kommen musste. Durch cleveres Kombinationsspiel fiel nach 9 Minuten das 0:1 aus unserer Sicht. Nach vorne ging für uns wenig. Sven scheiterte einmal am Keeper und einmal am Pfosten. Die anderen Schussversuche waren auch optimierungsbedürftig. Die abschlussstarken Spieler*innen der Young Rockets bestraften Fehler eiskalt. So fingen wir uns bis zum Ende des ersten Drittels noch drei weitere Tore. Auch wenn das Spiel, was den Kampf in den Zweikämpfen anging durchaus Spaß machte, sah es für uns weiterhin nicht gut aus. Tamas verhinderte mal wieder alles, was es zu verhindern gab. Ohne eigenes Tor ging es mit 0:4 in die Ecke. In der Hoffnung, alle würden wieder rechtzeitig von der Wanderung zum Klo zurückfinden, war die anschließende Ansprache deutlich. Es fehlten in allen Ecken die Anspielstationen.

Zweites Drittel (7:1)

Das zweite Drittel begann denkbar ungünstig. Die Young Rockets benötigten nur knapp eine halbe Minute für ihr nächstes Tor. Zunächst konnten wir uns von dem schnellen Schock aber gut erholen und bekamen aufgrund von Reklamieren auf der Gegenseite sogar die Chance, per Überzahl zurück in das Spiel zu finden. Auch wenn sich das Powerplay durchaus sehen lassen konnte, war nichts Zählbares zu holen. Im Gegenteil, mit zwei weiteren Treffern schraubten sie das Ergebnis auf 7:0 hoch. Das weiterhin hohe Anlaufen unserer Abwehrspieler durch die generischen Stürmer bekamen wir einfach nicht in den Griff. Trotz des hohen Rückstands klopfte das Teamherz aber weiterhin. Anstelle einer Nulllinie in Sachen Kampbereitschaft, flimmerte immer mal wieder ein Lebenszeichen durch das Team. Und wenn die Stürmer heute Ladehemmung hatten, musste es eben die Abwehr richten. Nach tollem Einsatz von Sven auf der Seite legte dieser rüber zu Steffi, die beherzt einnetzte und schon mal den Ehrentreffer erzielte. Auch wenn das Tor die Moral etwas hob, blieb der Sturmlauf der Young Rockets unverändert. Ein Angriff nach dem anderen rollte auf Tamas´ Tor. Dieser zeichnete sich mal wieder mit zahlreichen Glanzparaden aus und behielt auch im Eins gegen Eins einen kühlen Kopf. Solch Coolness kühlt aus, sodass schlussendlich einmal das Tor zum zudecken herhalten musste. Aber auch diese amüsante Aktion konnte vier weitere Treffer nicht verhindern. So ging es mit einem sehr hohen 1:11 Rückstand in die zweite Pause. Mit der Ansage, wer jetzt nicht mehr Vollgas geben wolle, könne gleich draußen bleiben, beschwor Martin nochmal die letzten Reserven aus allen Spieler*innen.

Drittes Drittel (2:5)

Vorweg, das dritte Drittel sollte es an Spannung und Unterhaltungswert nochmal in sich haben. Beginnend mit dem schnellen 1:12 startete das Kuriositätenkabinett dann mit einem beherzten Distanzschuss von Frank, der dem Ball von vor der Mittellinie eine so seltsame Flugbahn verpasste, dass dieser schön oben im Eck einschlug, 2:12. Mittlerweile hielten sich die Young Rockets merklich zurück, was das Pressing anging. Wir hatten nun öfter die Möglichkeit, auch selbst mal ansehnlich aufzubauen. Dies verschaffte uns auch mehr Selbstvertrauen. Auch die Tatsache, dass das dritte Drittel aufgrund der gut antrainierten Kondition schon oft das SCP-Drittel war und es eigentlich auch nichts mehr zu verlieren gab, ging es munter nach vorne. Peter vollendete eine schöne Einzelaktion zum 3:12, bevor Micha sich hinter dem gegnerischen Tor durchkämpfte und im Anschluss mustergültig auf Steffi ablegte, die mal wieder kaltschnäuzig abschloss. Nur noch 4:12. Dass diese schnelle und effektive Spielweise das Adrenalin hochschießen ließ und die Spielweise eher tachykard als sinusrhythmisch wirken ließ, zeigte sich auch in einem durchaus amüsanten Verständigungsproblem bei einem Freistoß aus der Ecke zwischen Micha und Frank. Da sich nicht geeinigt werden konnte, was jetzt mit dem blöden Ball passieren sollte, der in einem so ungünstigen Winkel zum Tor lag, bugsierte Micha den Ball mit einem Pass und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 0,5 km/h Richtung Tor. Wie der Ball dann ohne weitere Berührung ins Tor kullerte, bleibt physikalisch ein Rätsel und ist mal wieder ein Fall von Aiman Abdallah und Galileo Mystery. Gekrönt wurden diese kuriosen Minuten dann nach einer angezeigten Strafe gegen uns. Nachdem vom Schiedsrichtergespann signalisiert wurde, dass eine Strafe aufgeschoben wurde, rannte der aufmerksame Keeper der Gäste aus dem Tor. Dumm nur, dass nicht alle den erhobenen Arm des Unparteiischen bemerkten. Wie auch immer schafften es die Young Rockets sich den Ball selber ins leere Tor zu schieben. Ein Tor, was so vielleicht einmal in zehn Jahren fällt, aber allen ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Micha trat brav seine Strafe an, die schadlos überstanden werden konnte. Schlussendlich durften dann aber doch nochmal die Young Rockets jubeln, die mit dem 13:6 den Endstand herstellten.

 

Mit dieser Niederlage ist das Erreichen der Playoffs in weite Ferne gerückt. Allerdings ist rechnerisch noch alles möglich. Getreu dem Motto „ohne Reaktion bleibt eine Vision für immer eine Illusion“, sind immer noch zwei Nachholspiele da, um motiviert zu bleiben und die noch verbleibenden Punkte zu holen. Innerhalb von drei Tagen geht es noch gegen den Vorletzten aus Siemensstadt und den punktverlustfreien Tabellenführer. Da ja bekanntlich nichts unmöglich ist, gehen wir optimistisch in die letzten Spiele der Saison. Doch egal wie diese enden; zwei Plätze besser als letzte Saison ist auch schon eine Ansage und lässt einen stolzen Blick auf den bisherigen Saisonverlauf zu.

Datum: