11. Spieltag: SC Potsdam – Laikas Berlin 2:10 (1:1;0:5;1:4)

Literarisch versierte Schriftsteller wie Georg R.R. Martin oder J.R.R. Tolkien haben den unbestrittenen Vorteil gegenüber einem Chronisten eines Spielberichtes, sich ihrer schier unendlichen Fantasie zu bedienen. Letzterer ist selbstverständlich immer auf die Zuarbeit der Protagonisten angewiesen. Doch auch ohne zu klein gewachsene fußbehaarte Höhlenbewohner oder die intrigante Schlacht um einen unbequemen Thron aus Eisen, welcher wohl ohne geeignetes Sitzkissen oder einem Hämorriden-Donut zu chronischen Steißproblemen führen würde, gibt es in der imposanten Welt der Regionalliga Berlin/Brandenburg immer wieder unterhaltsame Anekdoten zu berichten. Die Geschichte des ersten von zwei Nachholspielen beginnt ungewohnter Weise an einem Montagabend in einer endlich mal großen, hellen und gut zu bespielenden Halle. Im heimischen „Stadion“ warteten wir auf die Ankunft des Tabellenführers. Vor diesem und vor den meisten unserer eigenen Spieler trafen die Schiedsrichter im schönen Potsdam ein. Aufgrund eines zentralen „Problems“, namentlich dem Fehlen des Zentralschlüssels, konnten wir den überpünktlichen Unparteiischen und den langsam eintrudelnden Gegnern erst nach kurzer Wartezeit eine offene Kabine präsentieren. Während die Ortsunkundigen in den Gemäuern der Sporthalle umherirrten und einen Platz zum Umziehen suchten, standen wir angesichts des fehlenden Schlüssels vor anderen Problemen. Während wir die Bande auch ohne Schlüssel befreien konnten, fehlte uns doch das obligatorische Klebeband für die Linien. Dank Steffi konnte der fehlende Schlüssel hoffentlich unter der Berücksichtigung der (wichtigsten) Verkehrsregeln in unglaublich kurzer Zeit aus Berlin Wannsee organisiert werden. Dank der Hilfe des
mittlerweile schmunzelnden Gegners konnte dann aber auch trotz der Hektik alles einigermaßen gerade und den Vorgaben entsprechend für das Spiel vorbereitet werden. Sichtlich belustigt, aber dennoch motiviert starteten wir in das Spiel gegen den Tabellenführer, welcher in voller Mannschaftsstärke antrat.

Erstes Drittel (1:1)
Das 0(!):12 aus dem Hinspiel hatten wohl alle noch nicht ganz verdaut. Nachdem wir in einem kurzen Erwärmungsspiel unsere technischen Raffinessen mit einem Gummifußball unter Beweis stellen konnten, ging es los. Wer dachte, das Spiel sei von der ersten Sekunde an einseitig zugunsten des Tabellenersten ausgelegt, irrte gewaltig. Die angereisten Fans, also 3/5 der ersten Reihe des FBC, sahen einen schwungvollen und durchaus aggressiven Beginn der Hausherren aus Potsdam. Gleich von Beginn an starteten wir das hohe Pressing gegen die überraschten Gäste. Die brauchten ein paar Minuten und die ersten Eingriffe ihres Torhüters, um in ihr eigenen Spiel zu finden. Martins Ansprache und das anvisierte Etappenziel war es schlichtweg ein Tor zu schießen. Da diese Aussage wenig konkretisiert wurde und niemand wusste, ob jetzt jeder eins machen sollte oder geschweige denn in welches Tor der Ball denn sollte, wurde der erste richtige Angriff dann von Frank ins eigene Tor befördert. Trotz des Rückstandes behielten wir aber die Nerven und hielten ordentlich dagegen. Zehn Minuten vergingen ohne ein weiteres Tor, bis Matti einen der bisher besten Angriffe nutzte und kühl und trocken abschloss. Etappenziel erreicht. Und mit diesem durchaus respektablen Unentschieden ging es dann auch in die Pause.

2. Drittel (0:5)
Mit der Leistung des ersten Drittels konnten wir sehr zufrieden sein. Martin nannte es sogar eines der besten in der Saison. Mit durchaus breiter Brust ging es in die nächsten zwanzig Minuten. Die Laikas schienen ihren Spielstil und ihre Taktik für das zweite Drittel angepasst zu haben. Mit deutlich höherem Pressing setzten sie uns von der ersten Minute an unter Druck. Dieses hohe Anlaufen münzte sich dann auch nach anderthalb Minuten in ein Tor um. Mit schnellen Pässen über die Außen und gezielten Laufwegen erspielten sich die Gäste einen Vorteil nach dem anderen. Auch wenn es in den ersten zehn Minuten noch zwei weitere Gegentore gab, versteckten wir uns nicht und gewannen immer mal wieder die Bälle im Mittelfeld. In Reihe 1, welche dieses Mal offensichtlich nur aus Stürmern bzw. offensiv
orientierten Spielern bestand, gab es immer wieder Vorstöße. Dass der bärenstarke Keeper der Laikas an einem Montagabend so viel zu tun hat, hätte er wohl nicht gedacht. Leider war er trotzdem meistens auf dem Posten und hielt teils spektakulär die Potsdamer Schüsse. Auch auf unserer Seite konnten wir uns wie immer auf unsere Katze verlassen. Trotz zahlreicher Angriffsbemühungen oder auch wegen der daraus resultierenden Angriffsfläche für den Gegner konnten die Laikas noch zwei weitere Male in unser Tor treffen. Nach diesen schnellen Gegentoren fingen wir uns aber in der zweiten Hälfte des ersten Drittels noch mal und konnten gut dagegenhalten. Das dies kräftezehrend war und große Lust auf die Drittelpause machte, zeigte sich dann auch fünf(zehn!) Sekunden vor Schluss.

Drittes Drittel (1:4)
Auch wenn das zweite Drittel eindeutig verloren ging, war keine Spur von Niedergeschlagenheit in den Potsdamer Gesichtern zu erkennen. Im Gegenteil. Getreu dem Motto „Unter Druck entstehen Diamanten“ stemmten wir uns gegen die Angriffe der Laikas und wurden für die Bemühungen auch belohnt. Nach Balleroberung in der Ecke spielte Peter in klassischer Stürmermanier den gegnerischen Torhüter aus und vollendete zum 2:6. Danach ging es weiter munter auf und ab. Auch wenn wir immer mal wieder zu sehr guten Chancen kamen, sollte es bei den zwei Toren bleiben. Immerhin zwei mehr als im Hinspiel. Im letzten Drittel zeigten die Laikas dann auch nochmal warum sie an der Spitze der Regionalligatabelle stehen. Mit sehr gutem Kombinationsspiel nutzen sie den ein oder anderen Abstimmungsfehler in der Abwehr eiskalt aus. Auch wenn es bis zum Ende des Spiels noch viermal in unserem Kasten klingeln sollte, warfen wir alles, was wir hatten, rein. Tom prüfte den Keeper nochmal mit einem gut platzierten Distanzschuss und Jojo traf nur den Pfosten. Mit viel Leidenschaft ging das vorletzte Saisonspiel damit 2:10 verloren.

Wie so oft gewinnt der, der mehr Tore schießt und das waren verdientermaßen die Laikas. Das große Ziel, die Playoffs zu erreichen, konnte somit nicht realisiert werden. Hierfür hätte es wenigstens einen Punkt gebraucht. Dass wir es aber nicht versucht hätten, kann uns niemand vorwerfen. Vor dem letzten Punktspiel der Saison steht nun noch die Herausforderung an, die Trikots schnell zu waschen und trocknen zu lassen, um sie gleich zwei Tage später gegen die SCS Floorball Nation wieder mit Kampfschweiß zu tränken.

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