Annika Marie Fuchs: Mit dem großen Wurf zur Leichtathletik-WM

Am Freitag beginnen in Doha/Katar die Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Mit dabei sind sechs Sportler des SC Potsdam. Für Speerwerferin Annika Marie Fuchs wird das eine besondere Premiere.

Für Annika Marie Fuchs ist schon die WM-Teilnahme ein ganz großer Wurf. „Damit habe ich vor dieser Saison überhaupt nicht gerechnet, mein Ziel waren die U23-Europameisterschaften im Juli. Die WM ist nun das Sahnehäubchen“, meint die 22-Jährige vom SC Potsdam vor den am Freitag in Doha/Katar beginnenden Leichtathletik-Weltmeisterschaften.

Bei den U23-EM in Gävle/Schweden warf sie gleich mit dem ersten Versuch den 600 Gramm schweren Speer auf 63,68 Meter – Gold. Zum Vergleich: Noch im Vorjahr stand sie mit einer Bestweite von 56,59 Meter in den Ranglisten. Nun ist sie hinter Europameisterin Christin Hussong (Zweibrücken/66,59m) die Nummer zwei in Deutschland.

Für den Trainer ist Annika Marie Fuchs eine Wundertüte

Den enormen Leistungssprung erklärt die Psychologie-Studentin, die immer mit langer Hose und Werfergurt antritt, damit, dass sie in der Saisonvorbereitung ab März endlich mal ohne eine Verletzungspause durchtrainieren und sich technisch stabilisieren konnte. Denn Annika Marie Fuchs, ehemalige Turnerin, ist mit ihren 1,76 Meter und 67 Kilo eher untypisch zierlich für eine Speerwerferin. „Umso wichtiger ist für mich die Technik. Wenn ich den Speer richtig treffe, dann fliegt er auch weit“, sagt die Hobby-Malerin. Aber die Streuung zwischen richtig und falsch treffen, sei noch ziemlich groß.

Daher bezeichnet ihr Trainer Burkhard Looks, zu dem sie 2016 von Cottbus in den Potsdamer Luftschiffhafen wechselte, seinen Schützling auch als Wundertüte. „Es kann funktionieren, muss es aber nicht“, meint der erfahrene Coach im Hinblick auf die WM. „Wenn sie wie bei der U23-EM gleich im ersten Versuch einen raus haut, dann wird alles gut“, schätzt Looks ein, der auch mal klare Worte findet. „Das ist totaler Mist, wie du wirfst. Ich gehe jetzt“, kann er seine Athletin auch während eines Wettkampfes kritisieren und wachrütteln. „Das finde ich aber gut“, meint sie. „Ich brauche diese Zwiesprache mit dem Trainer. Das ist wie ein internes Duell. Dann sage ich mir, dem zeige ich es jetzt aber mal und dann kann ich mich besser konzentrieren und schaffe auch bessere Würfe.“

Erst einmal die Quali bei der WM überstehen

Aber erst einmal müsse Annika Marie Fuchs – die übrigens nicht verwandt ist mit der Speerwurf-Olympiasiegerin von 1972 und 1976 Ruth Fuchs – die Qualifikation bei den Welttitelkämpfen überstehen und ihre notorische Nervosität bei großen Wettkämpfen in den Griff bekommen, die sich bei ihr unter anderem darin äußert, dass sie zum Frühstück nichts runterkriegt. „Eine Weltmeisterschaft ist ja noch mal eine ganz andere Nummer“, sagt die deutsche Vizemeisterin vor ihrer WM-Premiere.

Und mit den besonderen klimatischen Bedingungen von Temperaturen um 40 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit müsse jeder erst einmal zurechtkommen. Das WM-Stadion in Doha werde dafür extra runtergekühlt. „Das ist aber ein Problem für mich, da ich sehr empfindlich auf Klimaanlagen reagiere. Da bin ich von den Atemwegen her sehr anfällig, selbst im Auto mache ich keine Klimaanlage an“, berichtet Annika Marie Fuchs, die sich wegen der langen Saison nur mal im August eine Woche Pause gönnte und als Kunstliebhaberin Venedig besuchte, ehe sie wieder in das Training einstieg.

Lernprozess im Hinblick auf Olympia 2020

Die WM will sie vor allem zum Lernen nutzen im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Bis zur Olympia-Norm von 64,00 Meter sei es im Vergleich zu ihrem diesjährigen Katapultsprung, „weil der Knoten endlich geplatzt ist“, so Looks, nur ein kleiner Schritt. „Das muss möglich sein“, findet der Coach.

Sechs Leichtathleten des SC Potsdam dabei

Nach dem freiwilligen Verzicht von Speerwerfer Bernhard Seifert auf die WM sind sechs Leichtathleten vom SC Potsdam dabei. Die aussichtsreichsten Starter sind Diskuswerferin Kristin Pudenz und Geher Christopher Linke. Pudenz schaffte in diesem Jahr den Durchbruch. Die 26-jährige deutsche Meisterin steigerte sich auf 64,37 Meter, schaffte zuletzt beim Diamond-League-Finale in Brüssel Platz drei. Eine Endkampfplatzierung unter den Top 8 sollte möglich sein. Christopher Linke ist mit 30 Jahren im Zenit seines Könnens. Mit 1:18:42 Stunden (deutscher Rekord) war er in diesem Jahr so schnell wie nie im 20 Kilometer Gehen. Als Olympia- und WM-Fünfter bringt er genügend internationale Erfahrung mit. Wenn er mit der Hitze klarkommt, geht er um die Medaillen. Auch der EM-Fünfte Nils Brembach und Hagen Pohle sind zu einer Top 8-Platzierung in der Lage. Für Saskia Feige (20 km Gehen) ist die WM-Teilnahme schon ein Erfolg ebenso wie für Speerwerferin Annika Marie Fuchs.

Peter Stein MAZ

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